
Alpen-Cross für den Frieden – Die Patenschaft
Im Sommer wandere ich 8 Wochen mit Hund 670 Kilometer durch die Alpen auf dem Friedensweg. Warum gehe ich eigentlich genau diesen Weg? Den Sentiero della Pace, den italienischen Friedensweg?
Natürlich reizt mich dieser Weg schon allein, weil er noch so unbekannt in Deutschland ist, weil er über weite Strecken Einsamkeit verspricht und weil er durch wunderschöne alpine Landschaften führt. Aber der entscheidende Punkt ist die Sinnhaftigkeit, die in diesem Weg steckt. Denn er soll die Erinnerung an etwas wachhalten, was wir nie vergessen sollten.
Der italienische Friedensweg läuft entlang der Frontlinie des 1. Weltkrieges an der heutigen, südlichen Grenze des Südtirol-Trentino. Dort wo von 1915 bis 1918 die Frontlinie des 1. Weltkrieges auf bis zu 3.850 Metern Höhe mitten durch das Gebirge verlief. Noch heute zeugen Befestigungsanlagen, in den Fels gegrabene Stollen und weggesprengte Berge dort oben vom harten Alltag im Stellungskrieg. Von einem Krieg, der an Sinnlosigkeit kaum zu überbieten war. Von einem brutalen, unerbittlichen Gebirgskrieg. Einem Krieg, der allein auf den Gipfeln der Alpen 150.000 Tote forderte. Die meisten starben durch Unterkühlung, Lawinen oder Steinschläge. Ganze Kompanien von Deutschen, Österreichern und Italienern verschwanden für immer im ewigen Eis der Gletscher.
Brutal und unerbittlich ist die Situation 100 Jahre später immer noch – nur an anderen Orten. Zum Beispiel in Syrien. Zerrissene Familien, der Kampf gegen Witterung, Hunger und Perspektivlosigkeit. Vor allem in Idlib sind etwa 2,1 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Der deutsche Verein SyrienHilfe e.V. engagiert sich in Idlib seit 2016, indem Helfer vor Ort warme Mahlzeiten in den Flüchtlingslagern verteilen. Doch neben dem Mangel an Nahrung sehnen sich die Kinder und Eltern vor allem nach Bildung.
Für ein Schulprojekt für Kinder in Idlib übernehme ich daher für die 44 Tage meiner Wanderschaft auf dem Friedensweg die Patenschaft.
Warum Bildung so wichtig ist
Ich gehöre ja keiner Glaubensgemeinschaft an. Manche bezeichnen mich daher als Heidin, Atheistin, Ungläubige oder vielleicht sogar insgeheim als Gottlose. Am Sonntag jedoch war ich – ein bisschen widerwillig – zu einer Konfirmation in der Kirche. Aber ich hatte Glück, denn ein sympathischer, weltoffener Pastor führte durch den Gottesdienst. Er schaffte es, mich mit seinen Worten wirklich zu berühren. Neben mir saß unser arabischer Pflegesohn, der seit dreieinhalb Jahren in unserer Familie lebt. Auch ihm gefiel, was er hörte, sprach der Pastor doch auch von muslimischen Werten wie Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und dem Wunsch nach Frieden. Und er sprach von Fußball, insbesondere von seinem Lieblingsverein dem FC Liverpool, der sportlich vergangene Woche ein kleines Wunder schaffte.
Noch vor drei Jahren hätte unser Pflegesohn keine Kirche betreten. Aber in der kurzen Zeit hat sich viel an seiner Toleranz, an seinen Einstellungen und seinem Verhalten verändert. Einen riesigen Anteil an dieser Veränderung hat die Bildung, die er erfahren durfte. Nicht nur das Wissen selbst, das er sich durch Schule und Ausbildung angeeignet hat, vielmehr ist es die Perspektive, die sich daraus ergibt. Die Perspektive auf eine Zukunft, von der er etwas erwarten kann. Die er gar gestalten kann. Für die er sich etwas wünschen kann.
Es ist für mich eine Freude, für diese Zuversicht einen bescheidenden Beitrag geleistet zu haben. Auch deshalb habe ich die Patenschaft für ein Schulprojekt in Idlib übernommen. Es soll ein Beitrag sein, dieses Gefühl auch anderen jungen Menschen zu geben. Dafür brauche ich auch deine Hilfe.
Die Patenschaft
Um dem Bildungsmangel in Idlib zu begegnen, hat der Verein SyrienHilfe e.V. hat vor drei Jahren ein Schulprojekt für derzeit etwa 360 Schüler und Schülerinnen ins Leben gerufen. Mit Erfolg: Zum Ende des Schuljahrs 2017/2018 bestanden nahezu 90% die Abschlussprüfungen, 124 von ihnen studieren mittlerweile Medizin, Pharmazie oder Ingenieurwesen, 17 haben eine Ausbildung begonnen. Ein Vorzeigeprojekt zur Hilfe zur Selbsthilfe.
Für jeden Tag, den ich unterwegs bin, sollen die 360 Kinder in Idlib zur Schule gehen können. Manche von ihnen sind in Zeltlagern mit ihren Familien oder gemeinsam mit anderen Familien untergebracht, wohnen in einfachsten Mietwohnungen oder kommen ursprünglich aus der Region Idlib. Viele von ihnen sind jahrelang nicht zur Schule gegangen und versuchen nun, ihre Bildungslücken für eine bessere Zukunft aufzuholen und ihr Abitur zu machen.
Sie sitzen an größtenteils selbst gebauten Tischen und Stühlen, lernen mit minimalistischer Ausstattung Mathe, Physik, Chemie, Geografie, Englisch und Biologie – manchmal auch begleitet von Angst, wenn entfernte Schüsse zu hören sind. Aber die Hoffnung auf eine bessere Zukunft und der starke Wille zu beweisen, dass sie trotz allem in der Lage sind, weiter zu studieren und sich auszubilden, motivieren sie jeden Tag aufs Neue.
Ich habe drei Fragen an eine Mitarbeiterin des Vereins SyrienHilfe e.V. zum Projekt gestellt:
Warum werden Spenden so dringend gebraucht?
In Syrien generell und im Norden speziell gibt es eine enorme Notsituation im Bildungsbereich. In der Region leben mindestens 2 Millionen Menschen. Es mangelt an Schulen und an Institutionen, die sich mit Bildung beschäftigen. Viele Schüler sehen ihre Rettung indem sie sich weiterbilden oder studieren. Bildung bedeutet Zukunft für die Menschen im Norden Syriens. Wenn wir nicht dabei helfen, dass die junge Generation sich ausbildet, wird die nächste Katastrophe ausbrechen. Menschen ohne Bildung, ohne Zukunft und ohne normale Lebensbedingungen haben keine Perspektive. Wir sind der Meinung, je mehr wir in Bildung investieren, desto besser wird die Zukunft für Syrien.
Warum hat sich der Verein auf die Unterstützung von Abiturklassen beschränkt?
Wir haben uns auf Abiturklassen beschränkt, weil wir nicht die finanziellen Mittel für eine größere Schule haben. Insbesondere Abiturienten brauchen eine sehr aufwendige Vorbereitung, um das Abitur zu schaffen. Wir unterrichten während dieses Schuljahrs intensiv Mathe, Biologie, Englisch und Arabisch. Auf die anderen Fächer bereiten sich die Kinder selber vor. Wenn sie Schwierigkeiten haben, werden sie von unseren Lehrern in der Schule unterstützt. Besonders für Schüler, die mehrere Jahre die Schule verpasst haben, ist es schwierig, das Abitur zu schaffen. Deshalb war es uns wichtig, Abiturienten zu unterstützen. Ein anderer Gedanke war, dass die Abiturienten Grundschüler unterrichten und weiterbringen können. Andersrum geht es nicht.
Wie schwierig ist es, sich unter diesen Bedingungen auf das Abitur vorzubereiten?
In dem Ort, wo sich unsere Schule befindet, sind im Moment weniger Kämpfe. Man hört die Schießerei nur an manchen Tagen. Natürlich sind viele Schüler traumatisiert. Wir versuchen, sie so gut es geht zu unterstützen. Die Schüler unterstützen sich auch gegenseitig sehr, weil sie diese Problematik kennen und wissen wie sie damit umgehen können. Wir versuchen die Schüler so gut es geht zu motivieren und die schönen Seiten des Lebens zu zeigen. Diese Kinder und Schüler sind unsere Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Syrien.
Welchen Beitrag du leisten kannst
Hilf mir mit einem kleinen Beitrag, dass meine Patenschaft zum Erfolg wird.
Pro Tag kostet die Schule für 360 Schüler inklusive Miete, Lehrkräften, Verpflegung und Schulmaterial 200 €. Mein Spendenziel beträgt daher 8.800 €. Jeder Euro, der darüber hinaus zusammenkommt, sichert der Schule auch über meine Wanderung hinaus das Überleben. Der gesammelte Betrag wird vollumfänglich an die Organisationen ausgezahlt, Verwaltungskosten fallen nicht an. Mehr Infos zum Verein findest du hier: www.syrienhilfe.org.
Spende zum Beispiel:
- 1 € je Etappe, auf die ich dich mitnehme und dir berichte = 44 €
- 1 Cent für jeden Kilometer auf dem Friedensweg = 6 €
- 10 Cent für jede Stunde, die ich mich die Berge hoch oder runter quäle = 25 € – für diesen Betrag kannst du den 360 Kindern in Idlib gleichzeitig 1 Unterrichtsstunde ermöglichen.
- Oder einen Betrag deiner Wahl
Bankverbindung
SyrienHilfe e.V.
Verwendungszweck „Alpen-Cross“
VR-Bank in Mittelbaden eG
IBAN: DE80 665 623 0000 1212 2012
BIC: GENODE61IFF
Die Spendenaktion ist mittlerweile beendet. Mehr als 5.000 € konnte ich für die Kinder sammeln. Du kannst das Projekt natürlich gern weiter unterstützen.
Wenn du mehr über den Friedensweg erfahren möchtest, dann folge mir auf facebook, twitter oder instagram. Ich werde ab 10. Juni den Weg in Gänze gehen und (wenn möglich) täglich auf meinen Social-Media-Kanälen berichten.
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