Sentiero della Pace – Verlauf des Friedensweges

Im Juni 2019 startete mein Trekking auf dem Sentiero della Pace. Wie viele Abende und Nächte mich die Planung des 700 Kilometer langen Friedenswegs gekostet hat? Zu viele, um sie zu zählen. Aber jede Minute davon hat sich gelohnt. Hier stelle ich euch den Weg mit seinen sechs Teilabschnitten vor und verrate euch die Highlights des Weges.

Der Sentiero della Pace ist der bedeutendste historische Fernwanderweg Italiens. 1986 ins Leben gerufen, verläuft er entlang der Frontlinie des 1. Weltkrieges, an der in den Alpen ein unerbittlicher Gebirgskrieg ausgetragen wurde. An der heutigen südlichen Grenze des Trentinos, lieferten sich von 1915 bis 1918 italienische Alpini und k.k. Kaiserjäger in bis zu 3.850 Metern Höhe erbitterte Kämpfe.

Der Friedensweg wartet mit 700 Kilometer Geschichte in einer der spektakulärsten Naturkulissen der Alpen auf. Insgesamt sechs verschiedene Gebirgsregionen der Alpen gilt es zu Fuß in etwa 45 Etappen zu durchwandern. Dabei bewegt man sich zwischen 65 Metern und 3.343 und läuft durch die Ortler-Alpen, die Adamello-Presanella-Gruppe, die Gardaseeberge die Vizentiner und Fleimstaler Alpen sowie die Dolomiten.

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Ortler-Alpen – Vom Stilfser Joch zum Passo Tonale

Etwa 30 Stunden Gehzeit, 80 Kilometer, 3.600 Höhenmeter im Aufstieg und 4.500 im Abstieg umfasst dieser erste Abschnitt auf dem Friedensweg. Die Strecke dauert etwa 5 Tage.

Es ist wohl der anspruchsvollste Abschnitt des Trekkings auf dem Sentiero della Pace. Mehrfach geht es über die 3.000 Metern, wobei es einige Drahtseil-versicherte Passagen gibt. Es war ja ohnehin im Vorfeld verdammt schwierig Informationen über diesen Fernwanderweg zu finden, dieser Teil des Friedensweges wird meist sogar auf den italienischen Seiten ausgespart. Warum eigentlich? Es ist einer der schönsten Abschnitte, gerade für Wanderer, die es gern oberhalb der Baumgrenze haben. Murmeltiere, Bartgeier und Gämsen lassen sich in einer einsamen Natur beobachten. Andere Wanderer trifft man hier kaum.

Am Fuße von Geltschern vorbei am Ortler, mit 3.905 Metern höchster Berg von Südtirol, dem Monte Cevedale (3.769m), höchster Berg vom Trentino und der Königsspitze geht es bis zum Passo di Gavia. In dessen Nähe befindet sich übrigens einer der höchstgelegensten Kampforte im Gebirgskrieg, wo man erst 2004 (durch den Gletscherrückgang) die gefrorenen Leichen von Kaiserschützen fand. Die anschließende Wanderung zum Passo Tonale über die Corno dei tre Signori ist ein echtes Highlight.

Übrigens: Allein der Start des Friedensweges am Stilfser Joch beeindruckt! Hier befindet sich die Dreisprachenspitze, die das Zusammentreffen von drei unterschiedlichen Sprachräumen markiert: Italienisch, Ladinisch (Sprache verschiedener Alpentäler Oberitaliens) und Deutsch (Schweiz).

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Adamello-Presenalla – Vom Passo Tonale nach Roncone

Vom Passo Tonale nach Roncone (Lardaro) sind es etwa 60 Kilometer auf dem Friedensweg mit etwa 3000 Höhenmeter bergan und 3500 Höhenmeter bergab. Dieser Abschnitt dauert etwa 5 Tage.

Gleich nach dem Passo Tonale geht es wieder hoch hinaus zu den Resten des Presanella-Gletschers. Im Abstieg gelangt man an den Fuß des Monte Mandrone, einem der größten Gletscher Italiens, auf dem noch heute eine 6-Tonnen schwere 149G Kanone aus dem 1. Weltkrieg steht. Um 1.500 Höhenmeter beim Transport der todbringenden Kanone zu überwinden, brauchten 200 italienische Soldaten 78 Tage.

Danach geht es in eines der schönsten Täler der Alpen! Ins Val Genova. Dort wandert man nicht nur an rauschenden Gebirgsbächen vorbei sondern sieht mit ein paar Metern Umweg auch die größten Wasserfälle Italiens, die Nardis Wasserfälle mit über 130 Meter Höhenunterschied.

Vorbei an einem weiteren Bergriesen, dem Carè Alto, geht es durch eine der einsamsten Alpenregionen. Hier ist es wahrscheinlicher Steinböcke zu treffen als andere Wanderer. Diese Teiletappe ist technisch anspruchsvoll und führt oft über Blockwerk mit ein bisschen Kletterei.

Mehr Infos zur Teiletappe Adamello-Presanella-Alpen auf dem Sentiero della Pace

Gardaseeberge – Von Roncone nach Rovereto

Von Roncone (Lardaro) über den Gardasee nach Rovereto führt diese dritte Teilstrecke. In 10 Tagen legt man 140 Kilometer und 8.500 Meter hinauf und 9.000 hinab zurück.

Die Berge werden nun kleiner, allerdings geht man ab hier nicht nur an deren Fuße, sondern direkt über die Gipfel. Dort, wo die Gebirgskriegfront im 1. Weltkrieg entlanglief. Den Anfang macht gleich der höchste Gipfel der Gardaseeberge, der Monte Cadria mit 2.254 Metern. Eine außergewöhnlich einsame 2-tägige Gratwanderung bietet der Sentiero della Pace gleich in den ersten Tagen. Wirklich unvergesslich!

Am größten See Italiens, dem Gardasee, wartet der Monte Brione mit alten Festungsanlagen. Etwas oberhalb vom „Meer der Alpen“ wandert man auf den Monte Altissimo, Gipfel des Monte Baldo-Kamm.

Durch die „Grüne Lunge des Gardasees“ geht es in tieferen, aber nicht minder schönen Lagen auf dem Friedensweg weiter bis nach Rovereto – der Stadt des Friedens. Diese trägt ihren Namen nicht ohne Grund: In Rovereto befindet sich nicht nur das größte, historische Kriegsmuseum, sondern auch die Friedensglocke, die 1925 aus Kanonen des 1. Weltkriegs aller Kriegsparteien gegossen wurde und allabendlich als Mahnung gegen alle Kriege läutet.

Mehr Infos zur Teiletappe Gardaseeberge auf dem Sentiero della Pace

Vizentiner Alpen – Von Rovereto nach Levico Terme

Weitere 9 spannende Etappen gibt es auf dieser 4. Teilstrecke des Sentiero della Pace. Für die 160 Kilometer braucht man 9 Tage und legt dabei 7.200 Höhenmeter bergan und 7.000 bergab zurück.

Klingen Piccole Dolomiti nicht spannend? Felsnadeln, steile Wände und Schluchten stehen für diese eher unbekannte Region in den Vizentiner Alpen. Von Rovereto geht es zunächst auf den Monte Zugna mit alten Festungsanlagen. Hier standen sich Österreicher/Deutsche und Italiener teilweise nur 40 Meter Luftlinie entfernt gegenüber.

Anschließend geht es über den Cima Carega mit 2.259 Metern zum nächsten historisch bedeutenden Berg: dem Berg der 10.000 Toten, dem Monte Pasubio. Bombenkrater, Stollen und Bauwerke zeigen dort eindrücklich die Folgen des Minenkriegs. Schneehöhen bis zu 9 Meter ließen 1916 eine ganze Pionierkompanie für immer verschwinden. Die “Straße der 52 Tunnel“, ein Saumpfad der italienischen Truppen, ist 6.550 Meter lang, davon liegen 2.280 Meter im Berg. Weitere Mahnmale auf dem Friedensweg sind der halb weggesprengte Dente Italiano und die Festung auf dem Cima Vezzena. Die Stadt Luserna bieten ebenfalls viele historische Bauten.

Einen seichten Gegensatz zum schroffen Pasubio Massiv bieten die sich anschließenden Hochebenen von Lavarone und Folgaria. Diese nur von kleinen Dörfern besiedelten einsamen Gebiete sind stark bewaldetes, von tiefen Schluchten durchzogenes Gebirgsland. Es finden sich viele Festungswerke auf dem Weg, die sich mit Taschenlampe erkunden lassen. Eine wirklich tolle Passage für Geschichtsinteressierte!

Mehr Infos zur Teiletappe Vizentiner Alpen auf dem Sentiero della Pace

Fleimstaler Alpen – Von Levico Terme nach Paneveggio

Auf der 5. Teilstrecke auf dem Sentiero della Pace warten 7 Etappen und 120 Kilometer auf mich. Es gilt 6.300 Höhenmeter im Anstieg und 4.800 im Abstieg zu bewältigen.

Wer schon die Vizentiner Alpen nicht kennt, der wird wohl kaum schon einmal etwas von den Fleimstaler Alpen gehört haben. Es ist sicher nicht die spektakulärste Teilstrecke auf dem Sentiero della Pace, aber Einsamkeit und Stille sind hier garantiert. Es geht vom Caldonazzo-See durch saftig grüne Wiesen, entlang von Almen und Bergseen auf Hochebenen sowie durch üppige Wälder bis zum Naturpark Paneveggio. Als höchster Berg der Fleimstaler Alpen hat man den Cima d’Asta (2.487 Meter) immer fest im Blick.

Es ist auch eine Reise der schönen Hütten. Es warten wunderschöne, traditionelle Hütten mit eigenen Produkten. Eine wunderbare erholsame, vorletzte Teilstrecke bis es in die mächtigen Dolomiten geht.

Mehr Infos zur Teiletappe Fleimstaler Alpen auf dem Sentiero della Pace

Dolomiten – Von Paneveggio nach Sexten

Das ist ein Finale! Auf dieser letzten Teilstrecke auf dem Friedensweg, geht es noch einmal 120 Kilometer durchs Gebirge. Mit rund 8.100 Höhenmeter bergan und 8.400 bergab auf keinen Fall eine entspannte 9-Tages-Tour.

Über die landschaftlichen Highlights der schroffen Dolomiten muss ich kaum noch etwas schreiben. Die bizzaren Felsen sind einfach beeindruckend. Der Sentiero della Pace führt nicht nur durch, sondern auch auf die Berge. Mit Klettersteig und einer Gletschertour sieht der Weg vor, den Gipfel der Königin der Dolomiten zu erklimmen, die Marmolata auf 3.342 Metern. Man kann die Marmolada auch umgehen, verpasst aber auch einen spektakulären Gipfel.

Auf der Marmolata gruben und sprengten Österreicher Stollen in den Gletscher, es entstand eine regelrechte Eisstadt. Auch der Col di Lana war wie viele der Dolomiten-Gipfel heftig umkämpft und ist heute ein Mahnmal des Krieges in den Dolomiten. Besonders eindrücklich zeugt auch der Lagazuoi, ein mit Tunneln, Kavernen und Steigen regelrecht „durchlöcherter“ Berg, von den Geschehnissen des 1. Weltkrieges.

Nicht zuletzt führt der Friedensweg zum Dreigestirn „Drei Zinnen“, bis er in Sexten endet.

Mehr Infos zur Teiletappe Dolomiten auf dem Sentiero della Pace

Fazit: Der Sentiero della Pace ist nicht nur ein landschaftlich reizvoller sondern auch äußerst sinnhafter Weg, der mich ein ums andere Mal begeistert hat – eine der besten Erfahrungen meines Lebens! Ich hoffe, dass viele diesen Weg oder Teilstücke ebenfalls wandern. Es wäre schade, wenn dieser Weg in Vergessenheit gerät.

Buch Sentiero della Pace

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Alle Teilstrecken im Überblick

Hüttentour in den Ortler-Alpen – 5 Tage

Auf dem Friedensweg "Wenn du da oben stehst, vergisst du alles um dich herum!" Welches ...

5 Tage durch die Adamello-Presanella-Alpen

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10 Tage Trekking Gardasee-Berge

Auf dem Sentiero della Pace Ein besonderes Trekking am Gardasee durfte ich im Rahmen meiner ...

Mehrtagestour in den Vizentiner Alpen (9 Tage)

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Trekking in den Fleimstaler Alpen

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