Harz: Um die Eckertalsperre
- Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz am Gabbro Steinbruch bei Bad Harzburg
- Aufstieg: 380 m
- Abstieg: 380 m
- Länge: 19,5 km
- Dauer: 4:30 h
- Stempelstellen: 1/2/3/19
Eigentlich wollte ich an diesem Tag nur eine extragroße Gassirunde mit Lotte machen. Eigentlich. Doch im November hat das Wetter meist seinen eigenen Kopf und rund um meinen Heimatort sollte es das ganze Wochenende trüb und regnerisch sein. Wie gut, dass ich einige Ortschaften im Harz immer abrufbereit in der Wetter-App auf dem Handy gespeichert habe. Und siehe da: Im nur wenige Kilometer südlicher gelegenem Harz sah es freundlich aus. Sogar Sonne war angekündigt. Logisch, dass ich da nicht zögerte und in Windeseile eine kleine Tour zusammenstellte.
Wie immer habe ich nicht einen Schritt bereut. Ich sage nur: würziger Waldgeruch in meiner Nase, eine aufgeregte und fröhliche Lotte an meiner Seite und entdeckenswerte Naturdetails wohin man auch blickt. Das wohlige Gefühl am Abend erschöpft und sauerstoffgesättigt ins Bett zu fallen, gab es wie immer gratis oben drauf.
Anforderungen: Ich laufe ja gern viele Kilometer und ebenso gern Höhenmeter hinauf. Diese Tour fällt jedoch eher in die Kategorie leicht. Umso flotter waren wir auch unterwegs. Vier Stunden dauerte unsere Wanderung. Man darf sich für die Tour natürlich auch ein bisschen mehr Zeit nehmen. Auch die Wege sind einfach und ohne Probleme auch von Kindern zu gehen.
Im Angesicht des Brocken zur Eckertalsperre
Der Startpunkt am Radauwasserfall ist – Hand aufs Herz – nicht unbedingt etwas, was mein Wanderherz zum Pochen bringt. Direkt an der Bundesstraße liegt der 22 Meter hohe Wasserfall, gegenüber dem übersehenswerten Gabbro-Steinbruch. Der Staub aus dem Steinbruch überzieht an manchen Tagen die umherstehenden Bäume mit einer weißen Staubschicht, sodass sie auch im Sommer aussehen, als hätte es eben geschneit. Die 1859 künstlich angelegte Kaskade ist zudem meist sehr gut besucht.
Wir stellen also unser Auto in der Nähe ab und wenden uns rasch unserem Weg zu. Entlang der Radau schlängelt sich ein schöner Waldweg, der uns zum Warmmachen auch gleich ein paar Höhenmeter nach oben führt. Ein kurzes Asphaltstück mit bestem Brockenblick bringt uns schon 40 Minuten nach dem Start zur Staumauer der Eckertalsperre (HWN 1). Die tiefstehende Herbstsonne zaubert alles in ein weiches Licht. Schön ist’s hier, auch wenn die Talsperre noch arg wenig Wasser führt.
Über die Staumauer der Eckertalsperre führt uns nun der Teufelsstieg, der das Ziel Brocken hat. Dieser wendet sich kurz nach der Staumauer nach rechts, wir jedoch biegen kurz danach links ab, um am Kruzifix (HWN 3) unseren zweiten Stempel der Harzer Wandernadel an diesem Tag in unser Stempelheft zu drücken. Lotte – heute in Begleitung eines Hundefreunds – trabt derweil locker vor uns her. Wie immer sehe ich meinen Hund beim Wandern nur von hinten. Sagt man nicht: „Auch ein schöner Hintern kann entzücken?“ Ok, ich gebe es zu, mit Sprichwörtern habe ich’s nicht so.
Etwas aussichtsreicher und nur ein kleines Bisschen weniger entzückend geht es nun in den nächsten Minuten zu. Wir wandern durch offene Landschaften und ich erfreue mich an den bunt gefärbten Laub- und Lärchenbäumen. Vorbei an der Scharfensteinklippe gelangen wir zur Ranger-Station (HWN 2). Die kleine urige Hütte war schon vor dem 2. Weltkrieg ein Forsthaus mit Einkehrmöglichkeit. Nach Errichtung der Mauer musste es einer Kaserne weichen. Seit 2002 dient es wieder als Imbiss, in dem Ranger Informationen zum Nationalpark geben. Die Ranger-Station ist täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Ein Stück innerdeutsche Geschichte
Innerdeutsche Geschichte hautnah erfährt man auch auf dem weiteren Wegverlauf. Der Wanderweg führt auf einer alten Panzerstraße entlang, was den Füßen aber nicht unbedingt gefällt. Aber zumindest falle ich nicht in die Löcher des Betons, im Gegensatz zu Lotte. Die braucht wirklich einen kleinen Moment, bis sie den Dreh raus hat und neben den Löchern läuft. Da ich es ja seit meiner Fernwanderung auf dem Sentiero della Pace (italienischer Friedensweg entlang der Frontline des 1. Weltkrieges) irgendwie mit Geschichte habe, sollte ich den Harzer Grenzweg vielleicht doch mal gehen? Er führt auf etwa 100 Kilometern an der ehemaligen innerdeutschen Grenze entlang.
Erneut im Wald angekommen, geht es auf tollen Wanderwegen in Richtung Skidenkmal (HWN 19). Hier sind nicht nur die Wege eine Freude, sondern auch die wassereiche Waldlandschaft. Eine Spiegelung hier, ein dicker Moospelz dort und zarte Sonnenstrahlen die durch die Baumstämme blinzeln. Ein kurzweiliges, abwechslungsreiches Stück. Mal geht es auf feinen Waldwegen, mal auf Stegen über moorige Erde (Titelbild) und mal steinig-stufig ein paar Höhenmeter hinauf oder hinab. So wie ich es eben mag.
Als ich die Eckertalsperre erneut erblicke, dieses Mal von der gegenüberliegenden Seite, neigt sich unsere Wanderung dem Ende entgegen. Das Schönste aber war, dass mich meine Wetter-App dieses Mal nicht irregeführt hat. Bis zum Ende zeigte sich die Sonne, auch wenn sie im November kaum mehr die Kraft zum Wärmen hat, hebt es doch die Stimmung enorm. Ich verabschiede mich also mit einem wohligen Gefühl vom Harz. Aber nicht, ohne noch einmal eine dieser typischen mystischen Harzstimmungen vor die Linse zu nehmen. Für mich ist es wirklich ein Wahrzeichen des Harz: Sonnenstrahlen (oder Nebel) die sich zwischen akkurat strammstehenden Nadelbäumen hindurchzwängen.
Das war unsere Wanderung
Download: GPX um die Eckertalsperre
Übersicht Stempelstellen Harzer Wandernadel
Was ist eigentlich für dich typisch Harz? Der Wald wie bei mir? Die Hexenfiguren am Wegesrand? Etwas ganz anderes? Ich freu mich auf deinen Kommentar.