Wandern: Mit Hund in die Berge – Teil 6 Schutz vor Infektionskrankheiten
Die Vorfreude steigt, je näher der ersehnte Sommerurlaub rückt. Mit ihr auch der Vorbereitungsstress: Sachen packen, Routen planen, häusliche To-Do-Listen abarbeiten, die wichtigsten Aufgaben im Job erledigen. Da passiert es schnell, dass man etwas vergisst. Keinesfalls vergessen sollte man jedoch die Reiseprophylaxe vor Infektionskrankheiten seines Hundes – vor allem südlich des Alpenhauptkamms.
Es gibt so Kapitel im Leben, an die mag man sich eigentlich gar nicht so gern erinnern. Ich mache das jetzt mal trotzdem, um euch vielleicht eine ähnliche Erfahrung zu ersparen. Es ist über 10 Jahre her, als ich damals noch mit Wanderhund Lotte nach Italien reiste. Es war ein toller Urlaub. Wir brachten aber nicht nur schöne Erinnerungen mit zurück, sondern Lotte auch zwei Infektionskrankheiten: Anaplasmose und Babesien. Wir hatten Glück. Lotte war damals jung und fit, wir erkannten schnell, dass etwas nicht stimmte, konnten frühzeitig behandeln und Lotte erlitt später auch keine der typischen Rückfälle.
Diese Zeit und auch die ganzen Jahre danach haben dennoch Nerven gekostet. Bei jeder Kränkelei – und ja, Lotte hatte recht viel davon – fiel sofort der Gedanke auf ein Rückfall der Anaplasmose. Es folgte stets die Angst um den Hund, dann teure Bluttests und dann glücklicherweise doch die Erleichterung, dass in diesem Bereich alles gut war. Bis heute habe ich außerdem das Gefühl, dass Lotte am Ende ihres Lebens auch unter den Symptomen einer Leishmaniose gelitten hat, auch wenn das nie nachgewiesen wurde.
Ich bin also durch eine Jahre zurückliegende Unachtsamkeit zur Expertin mit fundiertem Halbwissen in Sachen Reisekrankheiten bei Hunden geworden. Trotz aller Hektik, die unsere nun bevorstehende 4-wöchige Reise mit sich bringt – der Gang zum Tierarzt, um Mittel zur Prophylaxe zu besorgen, den vergesse ich nicht mehr. Und so wirklich kompliziert ist die ganze Sache eigentlich auch nicht. Entweder lässt man sich einfach in der Tierarztpraxis seines Vertrauens beraten oder liest diesen Artikel weiter.
Als leicht zu merkende Faustregel für Bergfexen gilt: Nördlich des Alpenhauptkamms reicht in der Regel ein guter Zeckenschutz für den Hund aus, südlich davon werden weitere Maßnahmen empfohlen. Diese habe ich dir im nächsten Kapitel zusammengestellt.
Nun mag man meinen, dass man sich vor allem beim Bergwandern auf Höhen bewegt, auf denen weder Mücken noch Zecken ein großes Problem darstellen. Das ist richtig, ich selbst habe bei meinen Hüttentouren in der Regel nie irgendwelche Parasiten bei meinen Hunden gefunden. Andererseits reicht aber eben auch die eine richtige Zecke oder eine infizierte Mücke aus, um eine Infektion zu übertragen. Hin und wieder befindet man sich dann eben doch im Tal – spätestens bei der An- und Abreise. Ehrlicherweise müssen wir uns als verantwortungsvolle Hundebesitzer ja ohnehin um einen Zeckenschutz für unseren Hund kümmern, selbst wenn wir nicht verreisen. Durch das mildere Klima verbreiten sich die ursprünglich südländischen Infektionskrankheiten mittlerweile immer weiter Richtung Norden.
Bei der richtigen Prophylaxe gilt es folgende Infektionskrankheiten zu verhindern:
- Borreliose
- Anaplasmose
- Leishmaniose
- Babesiose
- Dirofilariose
- Ehrlichiose
Die wichtigsten Infektionskrankheiten der Alpenländer
Grundsätzlich gilt: Je südlicher wir reisen, desto mehr Infektionskrankheiten sind möglich. Aber wir können unsere Hunde mit recht einfachen Maßnahmen davor schützen. Während gegen die durch Zecken übertragenen Erkrankungen Babesiose (auch: „Hundemalaria“), Borreliose, Anaplasmose und Ehrlichiose (auch: „Zeckenfieber“) ein vernünftiger Zeckenschutz hilft, müssen wir zum Schutz vor Leishmaniose und Dirofilariose (auch: „Herzwürmer“) mehr beachten. Beide Erkrankungen werden durch bestimme Mücken übertragen. In Teilen der Schweiz, in Slowenien und Italien reicht ein Mückenschutz allein aufgrund der Verbreitungshäufigkeit nicht vor Herzwürmern und es wird eine spezielle Entwurmung angeraten. Ein Gespräch mit dem/der Tierarzt:ärztin des Vertrauens für die Details ist ratsam. Hier kann auch die Möglichkeit einer Impfung gegen Leishmaniose besprochen werden. Auch regelmäßige Wurmkuren gegen Spul-, Haken- und Bandwürmer (insbesondere Fuchsbandwurm) sind angeraten.
Land | Erkrankungen | Maßnahmen | Medikamente |
---|---|---|---|
Deutschland | Babesiose -Borreliose – Anaplasmose -Ehrlichiose | Zecken & Flohschutz | Spot-on-Präparate oder Halsband (März-November) |
Österreich (Norden/Westen) | Babesiose -Borreliose – Anaplasmose -Ehrlichiose | Zecken & Flohschutz | Spot-on-Kombi-Präparate*; 24 h vor Abreise beginnen oder Halsband (Kombi-Präparate)*; 1 Woche vor Abreise beginnen |
Österreich (Süden/Osten) | zusätzlich Leishmaniose – Dirofilariose | Mückenschutz | s.o. |
Schweiz | Babesiose -Borreliose – Anaplasmose -Ehrlichiose | Zecken & Flohschutz | Spot-on-Kombi-Präparate*; 24 h vor Abreise beginnen oder Halsband (Kombi-Präparate)*; 1 Woche vor Abreise beginnen |
Schweiz (nur Süden) | zusätzlich Leishmaniose – Dirofilariose | Mückenschutz und Wurmkur gegen Herzwürmer | s.o. und zusätzlich im Süden Wurmkur gegen Herzwürmer spätestens 4 Wochen nach Reisebeginn** |
Italien | Babesiose -Borreliose – Anaplasmose -Ehrlichiose – Leishmaniose – Dirofilariose | Zecken & Flohschutz – Mückenschutz – Wurmkur gegen Herzwürmer | Spot-on-Kombi-Präparate*; 24 h vor Abreise beginnen oder Halsband (Kombi-Präparate)*; 1 Woche vor Abreise beginnen – zusätzlich Wurmkur gegen Herzwürmer spätestens 4 Wochen nach Reisebeginn** |
Slowenien | Babesiose -Borreliose – Anaplasmose -Ehrlichiose – Leishmaniose – Dirofilariose | Zecken & Flohschutz – Mückenschutz – Wurmkur gegen Herzwürmer | Spot-on-Kombi-Präparate*; 24 h vor Abreise beginnen oder Halsband (Kombi-Präparate)*; 1 Woche vor Abreise beginnen – zusätzlich Wurmkur gegen Herzwürmer spätestens 4 Wochen nach Reisebeginn** |
* schützen gegen Flöhe, Zecken und Mücken, sollte repellierend (also verhindern, dass Parasiten gar nicht erst stechen oder beißen) sein
** muss bei längerem Aufenthalt aller 4 Wochen wiederholt werden
Quelle: ESCCAP Deutschland e.V.
Und noch ein Tipp: Unter www.esccap.de/reisetest finden sich aktuelle Empfehlungen, einsehbar je nach Land.
Fachliche Beratung
Ohne tierärztliche Hilfe, wäre dieser Artikel nicht entstanden. Wir verdanken Lottes Tierärztin Nicole Müller die hilfreichen Tipps. Sie ist seit 2005 Tierärztin, hat 5 Jahre an der Tierärztliche Hochschule gearbeitet und ist seit 2015 in der Kleintierpraxis in Burgdorf tätig. Von der Maus bis zum Wolfshund behandelt sie Kleintiere aller Couleur. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Chirurgie, Internistik, Zahnheilkunde und Orthopädie. Privat ist sie oft wandernd im Harz unterwegs, kennt mittlerweile nahezu jede sehenswerte Ecke des Mittelgebirges und darf sich Harzer Wanderkaiserin nennen – eine Auszeichnung, die besagt, alle 222 Stempel der berühmten Harzer Wandernadel gesammelt zu haben. Immer dabei ist ihre 8-jährige, quirlige Jack Russel Terrier Dame Lilly.
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