Harz: von Ilsenburg zum Brocken
- Ausgangs- und Endpunkt: Ilsenburg
- Aufstieg: 1020 m
- Abstieg: 1020 m
- Länge: 29,0 km
- Dauer: 6:00 h
- Stempelstellen: 6/8/9/22/(10)/23/24/(7)/30*
*HWN in Klammern: nicht direkt auf meiner Route, aber durch Mini-Abstecher zu erreichen.
Trainingsgelände Harz
Nahezu immer, wenn bei mir eine Alpen-Reise bevorsteht, muss ich noch mal ganz schnell in den Harz. Mein Hausgebirge bietet zwar nicht die steilen und schwierigen Anstiege, aber ein letzter kleiner Konditions-Test muss einfach sein. Was gibt es da Besseres, als mal eben auf den Brocken zu wandern? In diesem Fall hatte ich sogar einen doppelt guten Grund: ein paar neue Bergschuhe mussten noch final eingelaufen werden.
Ja, ich bin öfter auf dem Brocken. Zum jetzigen Zeitpunkt kenne ich gar fünf verschiedene Aufstiege hinauf auf den höchsten Punkt des Harzes. Dieser hier, von Ilsenburg (1) aus durch das zauberhafte Ilsetal, war bisher definitiv der Schönste. Wohl auch, weil es der einzige Weg hinauf zum Brocken ist, der nicht auf der immer stark frequentierten Brockenstraße endet. Noch in einer weiteren Hinsicht war diese Wanderung für mich eine Premiere: Es war das erste Mal, dass ich strahlenden Sonnenschein hatte und mir bewusst wurde, wie weit die Sicht von oben an guten Tagen reicht. Selbst für mich als Harzkenner etwas, was Eindruck hinterlässt.
Von Ilsenburg auf dem Grenzweg zum Brocken
Wie immer, wenn wir auf dem Weg zum Brocken sind, sagt irgendwann jemand: „Viele Steine, müde Beine, Aussicht keine, Heinrich Heine“, das Zitat was dem großen Schriftsteller eigentlich nur angedichtet wurde. Dass der letzte Teil des „Zitates“ an diesem Tag nicht zutraf, habe ich schon verraten. Bei den anderen Teilen kann ich jedoch nicht widersprechen. Allerdings laufe ich ja auch keine neuen Turnschuhe ein, sondern Bergschuhe. Daher kam mir der stufig, steinige Weg entlang der Ilse auf dem Heinrich-Heine-Weg gerade recht. Damit haben wir entlang der Ilsefälle den schönsten Abschnitt der Wanderung auch gleich am Anfang. So schön wie die Ilse gesäumt von tiefgrünen Bäumen mehrere Meter rauschend hinabfällt! Weiter geht es zur Bremer Hütte (2, HWN 6) und zur Stempelsbuche (3, HWN 8).
Doch im Harz gab es mit Heine und Goethe nicht nur große Dichter, sondern auch jede Menge Geschichte. So gehört zur Geschichte des Brockens, der geografisch gesehen in Sachsen-Anhalt steht, auch eine DDR-Vergangenheit. Hat er übrigens mit mir gemeinsam. Was heute wieder ganz selbstverständlich ist, nämlich auf den Brocken zu wandern, war der DDR-Bevölkerung jahrelang untersagt. Stattdessen arbeiteten auf dem Brockenplateau Grenzsoldaten, Abhörexperten der Stasi und russische Geheimdienstler. Die Bevölkerung hingegen war mit Mauer, Wachtürmen und Zäunen abgeschottet. Seit Dezember 1989, als auch die Mauer auf dem Brocken fiel, ist er nun wieder das, was er jahrhundertelang war: Ausflugsziel für alle Deutsche.
Warum ich soweit aushole? Weil diese Wanderung auf einem Teil des Harzer Grenzweges, dem 91 Kilometer langen Weitwanderweg entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, verläuft. Ich will nichts beschönigen, die letzten steilen Höhenmeter auf dem typischen Kolonnenweg darf man durchaus verfluchen, denn zu DDR-Zeiten wurden gar die steilsten Hänge mit unzähligen Betonplatten gepflastert. Lotte findet diese Wege übrigens noch schlimmer als ich: Die Löcher in den Betonplatten lassen sie ein ums andere Mal stolpern. Aber dann, ja dann sind wir auf dem Brocken (4, HWN 9) und dürfen die Aussicht genießen.
Zurück nach Ilsenburg
Die tolle, bisher einmalige, Weitsicht vom Brocken lässt mich rasch die Strapazen vergessen. Vielmehr freue ich mich über blasenfreie Füße, die selbst den asphaltlastigen Abstieg auf der Brockenstraße bis zu den Brockenkindern (5, HWN 22) ohne zu murren schaffen. Ab hier sind wir wieder etwas einsamer unterwegs, dürfen hinauf zu den Zeterklippen (6, HWN 10) noch ein paar steile Höhenmeter machen und auf feinen Wegen zum Molkenhausstern (7, HWN 23), zu den Wolfsklippen (8, HWN 24) und weiter Richtung Ilsenburg wandern.
Während wir die Einkehrmöglichkeit Plessenburg (9, HWN, 7) zunächst links liegen lassen, machen wir später noch einen kleinen Umweg zum Ilsestein (10, HWN 30). Nicht nur, dass wir kurz vorher noch einen feinen Blick zurück auf den doch schon recht entfernten Brocken werfen können, hier gönnen wir uns auch ein kaltes Getränk. Die letzten Höhenmeter hinab nach Ilsenburg (11) laufen sich dann auch äußerst beschwingt. Meine Füße sind trotz neuer Schuhe nach wie vor blasenfrei, ich fühle mich fit und bin doch irgendwie herrlich kaputt und zufrieden nach dieser Wanderung.
Das war unsere Wanderung
Download: GPX Rundwanderung zum Brocken von Ilsenburg
Übersicht Stempelstellen Harzer Wanderdnadel
6 Kommentare zu “Harz: von Ilsenburg zum Brocken”
Ein sehr schöner Bericht über einen sehr schönen Wanderweg, die Du mit tollen Bildern garniert hast. Danke dafür.
Ich danke dir für dein Feedback, Michael!
ich bin von Villa „Lug ins Land“ im September 1948
gegen Mitternach losgegangen in Richtung Bad Harz=
burg.Als es hell wurde war ich an den Taubenklippen
mußte runter an bzw.durch die Ecker und an den Ra=
benklippen wieder rauf.Ich war damals 17 Jahr und war
von der WISMUT AG abgehauen.Habe viel Angst gehabt.
Gut das alles vorbei ist.War Als Kind öfter in Ilsenburg
1942 oder 43 sogar auf dem Brocken
Meine Schwester und ich sind an diesem Wochenende deinem Tipp gefolgt von Ilsenburg zum Brocken. Es war eine sehr schöne Wanderung. Haben dabei den HWN-Stempel 16 zusätzlich noch entdeckt.
Wie schön, dass euch die Wanderung gefallen habt und ja, du hast recht. Durch einen Mini-Abstecher kann man den Stempel auch noch mitnehmen.
Liebe Grüße!
Romy
Danke für diesen tollen Touren – Tipp. War gestern bei bestem Wetter unterwegs und habe mich besonders über den Abschnitt über den Rote Punkt Weg bei den Brockenkindern gefreut.
Hier wurden ebenfalls Bergschuhe und Socken auf beste geprüft.