2 Tage durch die Tuxer Alpen
Völliges Neuland betrat ich, als ich in Juns meine Wanderschuhe auf den Boden der Tuxer Alpen setzte. Von der Tiroler Alpenregion hatte ich vor meiner großen Österreich-Tour noch nie etwas gehört. Völlig frei von Erwartungen startete ich so in eine zweitägige Hüttentour, die man sich für ein Wochenende ruhig mal vornehmen darf. Die Tuxer Alpen, die keinen 3000er-Gipfel haben, sind sanfter als die südlich begrenzenden Zillertaler und Stubaier Alpen und genau aus diesem Grund eine Reise wert.
Die beiden Tage, die wir in den Tuxer Alpen unterwegs waren, waren ausgesprochen abwechslungsreich und ruhig. Die Wege sind nur mäßig schwer zu beschreiten, bieten aber dennoch ganz feine Aussichten. Die erste Tour erfordert Kondition für 1500 Höhenmeter im Aufstieg. Wer eine Herausforderung sucht, kann am ersten Tag den Lizumer Reckner besteigen. Der höchste Berg der Tuxer Alpen erfordert eine Kletterei im Grad II und bietet eine fantastische Sicht über die Alpenregion. Wer es gemütlicher angehen lassen will, begnügt sich mit dem nur weniger Meter entfernten zweithöchsten Gipfel der Tuxer Alpen, dem einfach zu besteigenden Geier. Mit der Lizumer Hütte darf man bei dieser 2-tägigen Tour in einer gut organisierten Hütte übernachten.
1. Überblick zur Hüttentour
2. Wandern mit Hund
3. Etappen & Highlights
4. Anreise & Planungshilfen
5. Übernachtung
Überblick zur Hüttentour
Wer einfach mal ein Wochenende in den Bergen verbringen will und eine gute Kondition mitbringt, kann diese Tour problemlos nachwandern. Sehr dankbar ist der Einstieg, da die ersten Höhenmeter auf nur mäßig steilen Wegen rasch gemeistert sind. Da jedoch auch am Gipfel des Geier (2.857m) eine Höhe von über 2.800 Metern erreicht wird, kann die Luft schon ein bisschen „dünn“ hinten heraus werden. Der zweite Tag ist hingegen von den Höhenmetern her angenehm und hält noch eine leichte Gratwanderung hinauf zur Grübelspitze (2.395m) bereit. Das ist sogar bei schlechter Sicht eine ausgezeichnete Wanderung.
Hinweis: Diese Zweitageswanderung führt zum Teil durch den Truppenübungsplatz Lizum Walchen. Dies bedeutet einerseits, dass die Wege nicht verlassen werden dürfen. Andererseits kann es vorkommen, dass Schießübungen auf dem Übungsplatz abgehalten werden und dann auch die Wege gesperrt sind. Zur Hochsaison von Juli bis etwa Mitte September sollte dies aber nicht der Fall sein. Am besten fragst du einfach bei der Reservierung deines Schaftplatzes in der Lizumer Hütte direkt beim Hüttenwirt nach, wann die Schießzeiten sind. Das Kommando des Truppenübungsplatzes gibt ebenfalls Auskünfte: Telefon 050201/6442010. Doch keine Bange: Dass man auf militärischem Gebiet unterwegs ist, merkt man eigentlich nicht.
Die Tourdaten:
Ausgangspunkt | Endpunkt | Strecke | Aufstieg | Abstieg | Dauer | |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Juns | Lizumer Hütte | 15.5km | 1510m | 870m | 6:00 |
2 | Lizumer Hütte | Bergstation Lift Lanersbach | 9.4km | 640m | 690m | 3:30 |
Gesamt | 24.9km | 2150m | 1560m | 9:30 |
Beste Reisezeit: Juli – September
Download: GPX 2 Tage durch die Tuxer Alpen
Wandern mit Hund
Na klar, der vierbeinige Freund darf mit. Auf der Lizumer Hütte ist das Mitbringen des Hundes problemlos nach Voranmeldung möglich. Auch die Wege sind grundsätzlich für einen fitten und einigermaßen bergerfahrenen Hund unschwierig. Wer allein mit Hund unterwegs ist, kann aber den Lizumer Reckner nicht besteigen. Mir zumindest erscheint die Besteigung des Gipfels mit Fellnase zu gefährlich.
Am ersten Tag bis kurz vor den Gipfel des Geier finden sich auch viele Wasserstellen, in denen sich der Hund erfrischen kann. Auch nach dem Abstieg vom Gipfel trifft man wieder auf Wasser. Am zweiten Tag gibt es bis zu den Torseen ebenfalls Wasser. Danach in Richtung Ramsjoch und zur Grübelspitze wird Wasser rar.
Problematisch: In den Tuxer Alpen haben wir definitiv die schwierigste Kuhweidenquerung auf einer Wanderung gemeistert. Gleich zu Beginn des zweiten Tages mussten wir eine Kuhweide mit aufmüpfigen Jungviechern durchwandern. Schon ohne Hund etwas, was Respekt einflößt. Wir lungerten fast eine Stunde vor der großen Weide herum, bis wir sie in einer großen Gruppe mit anderen schließlich passieren konnten, den Hund abgeschirmt in der Mitte.
Etappen & Highlights
Dieser Moment, wenn man den Trekkingrucksack wieder schultern darf, ist einfach immer wieder aufs Neue etwas besonders Schönes. In diesem Fall ist der Tourenrucksack zwar fast so leicht wie ein Tagesrucksack – was braucht man schon für eine Übernachtung – vermittelt aber eben dadurch eine schöne Leichtigkeit und mir die Gewissheit, dass heute alles ein bisschen einfacher wird als sonst.
Etappe 1 – zu den höchsten Gipfeln der Tuxer Alpen
Von Juns (1) starten wir in diese kurze Hüttentour und landen recht bald auf einem kleinen Fahrweg. Kehre für Kehre wandern wir bergan, dabei ist die Steigung so angenehm, dass es kaum anstrengt. Nach etwa einer Stunde und 500 Höhenmetern erreichen wir die Bergkäserei Stoankasern (2). Ich bin wirklich traurig, dass es noch viel zu früh für eine Einkehr ist, denn der selbstgemachte Almkäse ist nicht nur prämiert, sondern duftet auch ganz hervorragend.
Schweren Herzens wandern wir weiter durch dieses weite Tal durch den der Junsbach plätschernd fließt. Mit den geschwungenen Grashügeln rechts und links von uns wirkt alles ganz ruhig, irgendwie friedlich. Nach weiteren 250 Höhenmetern wird es auf kleinen, stufigen Pfaden immer steiler und wir kommen nur noch langsam voran. Während wir ins Schwitzen kommen, beobachten uns hochgewachsene Bergziegen neugierig von oben. Sie lassen sich nicht einmal aus der Ruhe bringen, als Wanderhund Lotte etwas unterhalb ein ausgiebiges Schneebad in einem Altschneefeld nimmt.
Kurz bevor wir schließlich den Anstieg geschafft haben, stehen wir am Junssee (3). Fast spiegelglatt ist die Wasseroberfläche, eingerahmt von einem Berg aus Schutt. Nur noch etwa 100 Höhenmeter trennen uns vom Gipfel des Geier. Fast zeitgleich hört die Vegetationsgrenze auf, unter unseren Wanderschuhen knirscht nun Geröll. Zwischen kleinen Felsbrocken drücken sich mit aller Macht kleine lila und gelbe Blümchen als einzige Farbklekse hindurch. Zum Gipfel des Geier (4), 2857m, geht es dann schon durch blockiges Gelände. Passend grüßt vom höchsten Punkt des Berges ein Gipfelgeier (siehe Titelbild).
Nachdem ich die Rundumsicht bis in die Dolomiten, zum Großglockner, in die Schobergruppe und zu den Stubaier Alpen genossen habe, mache ich mich allein auf dem Weg zum höchsten Gipfel der Tuxer Alpen, dem Lizumer Reckner (4), 2886m. Der ausgesetzte Gipfelaufschwung erfordert Kletterei im II Grad und sollte nur bei gutem Wetter, absoluter Schwindelfreiheit und dem richtigen Können bestiegen werden. Für mich eine wunderbare Herausforderung mit mächtigem Adrenalin-Kick. Mehr würde ich ohne Sicherung definitiv nicht klettern wollen. Aber das Gefühl oben und vor allem heile wieder unten angekommen zu sein, ist unbezahlbar!
Der Abstieg zur gut geführten Lizumer Hütte (5) ging im Anschluss flott, wenn auch durch steiniges Gelände.
Etappe 2 – zwei Joche und ein Gipfel
An diesem zweiten Tag werden wir weitestgehend auf Sonne und weite Aussichten verzichten müssen. Wie so oft ist das nach einem traumhaften Vortag aber nur halb so schlimm. Im Gegenteil: die Tuxer Alpen legen sich mächtig ins Zeug, um uns zu beeindrucken. Wir starten gemütlich von der Lizumer Hütte (1), und kommen nach einem kurzen Anstieg gleich wieder zum Stehen. Eine Kuhherde mit neugierigen, energiegeladenen Jungtieren zwingt uns, lange vor dem Zaun zu pausieren.
Ich bin eigentlich recht erfahren und auch entspannt bei Kuhweidenquerungen, aber diese Halbstarken sind definitiv anders und die Weide ist weitläufig. Eine großräumige Umgehung der Weide ist im militärischen Gebiet unmöglich und ein Ausweichen auf der Weide wird sofort mit einer Verfolgung der Wiederkäuer quittiert. Wir kommen nicht weiter und eine Ausweichroute gibt es nicht. Eine große Wandergruppe, die uns freundlicherweise in die Mitte nimmt, erlöst uns schließlich aus unserem Dilemma und bringt uns sicher bis zum Torjoch (2).
Einen kurzen Abstieg später stehen wir an den Torseen (3), dem schönsten Platz dieser Etappe. Wollgras in allen Formationen säumt das Ufer, im Hintergrund ziehen dicke Wolkenschwaden am Horizont vorbei. Das ist wirklich schön! Beim erneuten Anstieg zum Ramsjoch (4) hüllen uns die Wolken schließlich komplett ein und am Grat verstehe ich schließlich, was es mit diesen Nebelbänken so auf sich hat.
Auf einem feinen Pfad geht es auf der anderen Seite durch eine bunte Almwiese zunächst hinab und später wieder hinauf. Mit Erreichen der Grübelspitze (5), 2395m über einen einfachen Gratweg haben wir dann auch den letzten Höhenmeter dieser Tour geschafft. Ab hier müssen wir uns den Abstiegsweg bis zu Bergstation der Eggenalmbahn (6) jedoch mit jeder Menge Tagestouristen teilen.
Anreise & Planungshilfen
Du kannst klimaschonend bis zum Ausgangspunkt der Hüttentour anreisen. Dazu fährst du mit dem Zug nach Mayrhofen (Zillertal) und von dort mit den zweimal pro Stunde verkehrenden Bussen weiter nach Juns. Direkt am Parkplatz hinter dem Ort hält der Bus an der Station „Juns Tuxer Mühle“. Den gleichen Bus, nur in entgegengesetzter Richtung kannst du vom Zielort Lanersbach wieder nach Mayrhofen nehmen.
Als Planungshilfe habe ich die Alpenvereinskarte Tuxer Alpen: Wegmarkierung, 1: 50.000 (Alpenvereinskarten) verwendet, muss aber mittlerweile eingestehen, dass ich durch die meisten Wanderkarten im Maßstab 1:25.000 derart verwöhnt bin, dass ich mit einer 1:50.000 nur bedingt warm werde. Für den Überblick ist die Karte nicht verkehrt, aber ich würde sie wahrscheinlich beim nächsten Mal nicht mitnehmen.
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Übernachtung
Übernachtet wird auf dieser zweitägigen Wanderung auf der Lizumer Hütte. Zwar wirst du unterwegs nur ein paar andere Wanderer treffen, aber auf der schönen Sonnenterasse der Lizumer Hütte ist oft einiges los. Der Traumpfad München-Venedig führt direkt an ihr vorbei. Ebenso wie der Adlerweg, der Intaler Höhenweg und die Via Apina.
Die Hütte ist jedoch gut organisiert, alle sind sehr nett und bemüht. Auch die Zimmer sind gut und das Essen schmeckt ausgezeichnet. Der vierbeinige Freund darf mit auf’s Zimmer. Was will man mehr? Hier geht’s zur Hütte
4 Kommentare zu “2 Tage durch die Tuxer Alpen”
Fantastisch! Wunderschöne Fotos!
Ich wünsche Dir weiterhin viele tolle Wanderungen mit Deiner treuen Lotte!
Maria
Vielen lieben Dank Maria!
Hey Romy,
danke für den spannenden Einblick. Ich kenne die Gegend leider nur anhand der Skipisten im Winter. Ich nehme mir aber seit Jahren vor, das Tuxertal im Sommer zu erkunden.
Liebe Grüße
Felix
Danke für den tollen Touren Tipp! Wir waren Anfang September da und haben die Stille der Tuxer und die abwechslungsreiche Landschaft sehr genossen.
Noch eine Routenvariante für Tag 2: Da wir nicht die Gondel nehmen wollten, sind wir von der Grüblspitze in Richtung Brandalm direkt wieder zum Ausgangspunkt abgestiegen. Der Weg war problemlos machbar (max. T2) und gut beschildert (erst Richtung Brandalm, dann nach Juns)