Wandern: Mit Hund in die Berge – Teil 5 Erste Hilfe unterwegs
Wer einen Tagesmarsch von der Zivilisation entfernt wandert, sollte wissen, wie man Erste Hilfe beim Hund leistet. Die Erste Hilfe Sets aus dem Internet sind meist unpraktikabel. Wäre es nicht besser, nur ein Set für Hund und Mensch zu haben? Ich stelle ein solches vor.
Ich muss lächeln, als ich Wanderhund Lotte dabei beobachte, wie sie auf den wackeligen Platten balanciert und sicher eine Pfote vor die andere setzt, während die Hinterläufe das Nachgeben der vorherigen Platte geschickt einkalkulieren. Was ihr im Alter an Beweglichkeit fehlt, macht sie mit ihrem riesigen Erfahrungsschatz wett. Wir sind allein unterwegs in einer Wüste aus Steinen. Der kalte Wind hinterlässt kleine schmerzhafte Nadelstiche auf meinen Wangen, die Kapuze habe ich schon fest um meinen Kopf gezurrt. Wir befinden uns im Herzen der Hohen Tauern, am letzten Tag auf unserer Tauernüberschreitung. Die Temperatur liegt knapp über dem Gefrierpunkt, eine halbe Stunde zuvor hat es angefangen zu regnen. Mir ist kalt. Ich konzentriere mich auf den Weg, setzte auf regenfeuchte Platten vorsichtig meine Tritte. Alles ist Grau: Der Himmel, der Weg, die Berge. Nur die roten Flecken auf dem Pfad bringen Farbe ins Spiel. Es dauert einen Moment, bis ich verstehe, dass sie von Lottes Pfote stammen und es sich nicht um Reste von Farbmarkierungen handelt. Ich inspiziere Pfote für Pfote, bin erleichtert als ich feststelle, dass die Krallen in Ordnung sind, aber die Blutung muss aufhören. Ich bin gut vorbereitet: Ich habe ein Erste Hilfe Paket dabei. Und es liegt nicht unten im Rucksack, sondern ist griffbereit. Ein Segen bei der Kälte. Aber habe ich auch eine Idee, was zu tun ist? Ich denke ja. Aber ich mache tatsächlich vieles falsch.
Szenenwechsel: Gleiches Jahr, andere Zeit, anderer Ort. Ich bin unterwegs auf Herbsttrekking im Toten Gebirge. Einer dieser Tage, die dem goldenen Herbst tatsächlich ein Gesicht geben: Gelbgefärbte Lärchen spiegeln sich in glasklaren Bergseen, die Sonne gibt sich alle Mühe meinen braunen Teint zumindest noch eine Weile zu erhalten und – auch wenn ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß – der beste Wanderhund der Welt ist das letzte Mal in den Bergen. Mein Blick schweift abwechselnd zwischen Landschaft und stufigem alpinen Steig hin und her – und bleibt einmal zu lang an den Bergen hängen. Als ich das nächste Mal auf den Boden schaue, veranlasst mich der Anblick dazu, eine Vollbremsung hinzulegen. Die größte Kreuzotter, die ich je gesehen habe, genießt nur wenige Zentimeter von meinen Wanderschuhen entfernt ein ausgiebiges Sonnenbad. Lotte läuft schon weit voraus. Glück gehabt. Sie hat nämlich keine Wanderschuhe, die sie vor einem Biss schützen. Aber hätte ich gewusst, was zu tun ist, wenn es doch passiert wäre? Nein. Ich habe mich damit schlicht nie befasst, obwohl es nicht die erste gifte Schlange war, der ich in den Bergen begegnet bin.
Beide Situationen zeigen, unserem Hund kann beim Wandern Einiges passieren. Und auch, wenn ich wahrlich keine Freundin davon bin, Horrorszenarien zu malen, ein bisschen Wissen über Erste Hilfe beim Hund schadet mit Sicherheit nicht. Zumal wir beim Bergwandern und noch viel mehr bei alpinen Hüttentouren nicht selten einen Tagesmarsch von der nächsten Tierarztpraxis entfernt sind. Allerdings gehört zur Wahrheit auch, dass die meisten Internetratgeber zu diesem Thema mehr Fragen aufwerfen, als Antworten zu geben. Auch die gängigen Erste Hilfe Sets für den Hund bringen uns nicht weiter. Wäre es nicht viel besser, nur ein einziges Erste Hilfe Set dabeizuhaben, was für Hund und Mensch gleichermaßen einsetzbar ist? Wo sich das Schmerzmittel flexibel einsetzen lässt?
Inhalt
1. Ein Erste Hilfe Set für Mensch und Hund
2. Offene Wunden & Pfotenverletzungen
3. Verstauchung & Brüche
4. Hitzschlag beim Hund
5. Schlangenbisse
Fachliche Beratung
Ohne tierärztliche Hilfe, wäre dieser Artikel nicht entstanden. Wir verdanken Lottes Tierärztin Nicole Müller die hilfreichen Tipps. Sie ist seit 2005 Tierärztin, hat 5 Jahre an der Tierärztliche Hochschule gearbeitet und ist seit 2015 in der Kleintierpraxis in Burgdorf tätig. Von der Maus bis zum Wolfshund behandelt sie Kleintiere aller Couleur. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Chirurgie, Internistik, Zahnheilkunde und Orthopädie. Privat ist sie oft wandernd im Harz unterwegs, kennt mittlerweile nahezu jede sehenswerte Ecke des Mittelgebirges und darf sich Harzer Wanderkaiserin nennen – eine Auszeichnung, die besagt, alle 222 Stempel der berühmten Harzer Wandernadel gesammelt zu haben. Immer dabei ist ihre 8-jährige, quirlige Jack Russel Terrier Dame Lilly.
Ein Erste Hilfe Set für Mensch und Hund
Noch viel mehr als bei Tageswanderungen kommt es bei mehrtägigen Hüttentouren mit Hund auf das Gewicht des Rucksacks an. Neben minimalistischer Ausrüstung schleppen wir Hundebesitzer:innen schließlich auch die Ausrüstung und das Hundefutter unseres felligen Freundes die Berge hinauf. Damit gewinnt ein Ausrüstungsgegenstand umso mehr an Bedeutung, wenn er auch noch einen Mehrfachnutzen hat. Naheliegend ist es da natürlich das Erste Hilfe Set so zusammenzustellen, dass es für Hund und Mensch nutzbar ist. Und wenn das Ganze dann auch nur 250 Gramm wiegt, ist das nahezu perfekt.
Das muss ins Erste Hilfe Set:
Alle Inhalte sind für Hund und Mensch nutzbar, auch für einen Verband für uns reicht das Material aus. Was grundsätzlich zur Ausrüstung alpiner Unternehmungen gehört, hier aber nicht separat aufgeführt wird: Maulkorb (für Seilbahnnutzung und öffentliche Verkehrsmittel), Pfotenschuhe, Bergsteigergeschirr (erleichtert auch den Transport vom Berg) und ein Biwaksack.
Was? | Warum? |
---|---|
Schmerzmittel | Novalgin als schmerzstillender und fiebersenkender Wirkstoff (keinesfalls dem Hund Paracetamol oder Ibuprofen geben!) – verschreibungspflichtig; beim Tierarzt besorgen; Dosierung beachten; der Hund braucht deutlich mehr als der Mensch! |
Antihistaminika | Ceztirizin-Tabletten gegen allergische Beschwerden und als Notfallmedikament für Schlangenbisse (Dosierung Hund: 2-4 mg je kg/Körpergewicht; 3 x täglich) |
WHO-Lösung | Anti-Durchfall-Getränk zum Anmischen mit Wasser (7 TL Zucker; 1 TL Salz; 1/2 TL Backpulver auf 1 l Wasser) |
Thermometer | zur Feststellung von Fieber und Überhitzung |
Desinfektionsmittel | z.B. Octenisept® zur Wunddesinfektion akuter Verletzungen; zum Kühlen |
Salbe | z.B. Bepanthen® Augen- und Nasensalbe; kann frisch auch bei Augenverletzungen eingesetzt werden; darüber hinaus für Scheuerstellen und zum Abheilen von Wunden; hilft auch bei spröden Lippen beim Menschen |
Wundauflage | z.B. sterile Mullkompressen zum Abdecken frischer Wunden |
Watte auf Rolle | Verbands-/Polsterwatte zum Abpolstern von Verbänden |
Verbandsmaterial | entweder selbstklebender Verband oder Kinesio Tape zum abschließenden Verbinden; Kinesio Tape ist auch sinnvoll zum Fixieren von Blasenpflastern beim Menschen |
Fixierpflaster | zum Fixeren des Verbandes; so dass dieser nicht rutscht; z.B. von Leukoplast®; wer ohnehin ein Reparaturklebeband wie ein Panzertape dabei hat; kann auch dieses nutzen |
Pinzette | zum Reinigen von Wunden und Entfernen von Zecken; ggfls. schon im Wandermesser (z.B. Schweizer Messer) integriert |
Schere | meist ohnehin im Rucksack: kleine Nagelschere; ein Messer tut es im Notfall auch |
Wer das hier vorgestellte Erste Hilfe Set um Pflaster, Blasenpflaster und – bei Übernachtungen jenseits der 2500-Meter-Marke – um das Schmerzmittel Ibuprofen (wirkt auch gegen Höhenkopfschmerz) ergänzt, hat ein minimalistisches und wirksames Paket für Hund und Mensch beisammen. Die oftmals empfohlene Signalpfeife befindet sich ohnehin an allen gängigen Rucksäcken am Brustgurt und auf die Rettungsdecke kann ebenfalls verzichtet werden, wenn ein Biwaksack mitgeführt wird.
Offene Wunden & Pfotenverletzungen
Was ist nun zu tun, wenn wie in meinem Fall der Hund plötzlich blutige Spuren hinterlässt? Wie bei uns auch, hängt die Wundversorgung von der Größe und Lage der Verletzung ab. Bei kleineren und oberflächlichen Wunden, die sich nicht an den Pfoten befinden, reicht in der Regel die Reinigung mit sauberem Wasser und eine einmalige Desinfektion aus. Bei tiefen Verletzungen oder wenn sich die Blutung nicht stillen lässt, muss ein Verband angelegt werden. So geht’s:
- Grobe Grundreinigung: Stacheln, Steinchen, Holzsplitter o.ä. mit einer Pinzette entfernen, anschließend mit sauberem Wasser (nicht aus stehenden Gewässern) säubern.
- Desinfektion: Mittel auf die Wunde sprühen
- Wunde abdecken: Wunde mit Salbe versorgen, damit der Verband nicht an der Verletzung klebt, anschließend mit Wundauflage abdecken
- Polstern: Mit der Watte den gesamten Bereich sehr gut (!) abpolstern
- Umwickeln: Entweder mit selbstklebendem Verband oder Kinesio Tape, wobei ein zu straffes Anlegen unbedingt vermieden werden muss; am besten immer erst ein Stück abrollen und dann anlegen
- Verband fixieren: um ein Rutschen des Verbandes zu vermeiden, mit Fixierpflaster an den Enden ins Fell kleben
- Je nach Schwere der Verletzung und bei Hundebissen zeitnah Tierarzt:ärztin aufsuchen
Sonderfall Pfoten- und Krallenverletzungen
Am häufigsten treten beim Wandern bei Lotte in den Tauern Pfotenverletzungen auf. Bei wundgelaufenen Pfoten kann je nach Empfindlichkeit des Hundes noch ein Pfotenschuh Abhilfe schaffen, sonst hilft nur ein Verband. Ebenso bei einer Krallenverletzung. Gut zu wissen: Bei einem Krallenabriss blutet die Wunde womöglich stark, das lässt sich aber unter gleichleibendem Druck rasch abstellen, kein Hund verblutet daran. Steht die Kralle allerdings ab oder ist verdreht, hilft nur die bittere Erkenntnis: die Kralle muss ab – und beherztes Zupacken. Hinweis: am besten zum Selbstschutz einen Maulkorb anlegen. Eine Maulschlinge aus einer Mullbinde tut es zur Not auch.
Ist ein Verband an der Pfote erforderlich, folgen wir dem obenstehenden Schema, müssen aber in jedem Fall darauf achten, auch zwischen allen Zehen sehr gut abzupolstern. Das gilt auch für den Bereich unter der Daumenkralle und bei eventuell an den Hinterpfoten vorhandenen Wolfskrallen. Sonst richten wir womöglich mehr Schaden an, als dass es Nutzen bringt. Hundepfötchen sind sehr empfindlich und neigen schnell zu Drucknekrosen, die bis zum Zehenverlust führen. Am besten über den Pfotenverband noch Pfotenschuhe ziehen oder den Sohlenbereich mit Panzertape/Fixierpflaster überkleben. So hält der Verband länger und durchnässt beim Weitergehen nicht so schnell. Achtung: Wenn der Verband rutscht, unbedingt aufgrund der Nekrosegefahr neu anlegen.
Und genau die Sache mit dem Polstern habe ich nicht gewusst und auch nicht gemacht. In unserem Fall zog das kein Drama nach sich, denn ich bin eher der Typ „Gucken wir mal, ob’s noch blutet“ und habe den Verband schon nach einer Stunde, nachdem die Blutung gestoppt war, entfernt.
Verstauchung & Brüche
Bei meiner ersten alpinen Mehrtagestour auf dem Meraner Höhenweg kam ich gleich in die Situation, dass Lotte sich vertreten hat. Wir hatten aber in doppelter Hinsicht Glück: Es war nur noch ein kurzes Stück bis zur Unterkunft, so dass ich sie tragen konnte und ein Tierarzt lief den gleichen Weg. Seine Hilfe brauchten wir letztendlich nicht, denn schon am nächsten Tag lief Lotte wieder normal. Bei solchen Verstauchungen bietet sich grundsätzlich die Gabe des Schmerzmittels an.
Das reicht bei einem Beinbruch, beispielsweise nach einem Sturz, natürlich nicht aus. Brüche lassen sich an der Bruchstelle meist leicht ertasten (Vorsicht: sehr schmerzhaft, ggfls. Maulkorb anlegen) und sind eindeutig auszumachen, weil beispielsweise das Bein unnatürlich lose hin und her baumelt. Das Ziel ist eigentlich klar: der Hund muss runter vom Berg. Doch vor dem Abtransport, muss das Bein aufgrund der Schmerzen ruhiggestellt werden. Wenn nötig, muss zunächst ein Verband angelegt und anschließend die Fraktur notdürftig mit geraden Stöcken stabilisiert werden. Das erfordert etwas Kreativität: Neben geraden Ästen, können oberhalb der Baumgrenze womöglich auch die Stangen eines Zeltes, Wanderstöcke, Teile des Rucksacks oder bei den Mini-Hunden vielleicht auch Zahnbürsten diesen Dienst erfüllen. Es braucht zwei Stück, um sie mit Watte gepolstert auf der Beuge- und Streckseite, also vorn und hinten, mit Verbandmaterial oder Fixierpflaster zu befestigen. Dabei bestenfalls das ganze Bein ruhigstellen.
Wie bekomme ich den Hund wieder runter vom Berg? Im Artikel Wandern: Mit Hund in die Berge – Teil 4 Leitern, Klettersteige & Co. gibt es hilfreiche Tipps, wie man den Hund vom Berg transportieren kann.
Tipp: Mitgliedschaft im ÖAV inklusive Bergrettung des Hundes
Wenn nichts mehr hilft und man selbst den Hund nicht vom Berg transportieren kann, bleibt als Option nur, die Bergrettung zu rufen. Grundsätzlich gilt: Es werden auch Hunde gerettet. Die Kosten dafür müssen wir selbst tragen – nicht selten kommen dabei mehrere Hundert Euro zusammen – bei einem Hubschraubereinsatz geht der Betrag auch in die Tausende. Interessant für Hundebesitzer:innen: Der Österreichische Alpenverein (ÖAV) bietet seit 1. Januar 2023 die erste Bergeversicherung im alpinen Raum für Hunde an. Mit Zusatzkosten von zwölf Euro im Jahr ist der „beste Freund“ dann bis zu maximal 3000 Euro pro Schadensfall versichert.
Hitzschlag beim Hund
Vor allem – aber nicht nur – kurznasige Hunderassen neigen unter starker körperlicher Belastung und/oder bei hohen Außentemperaturen zum Hitzschlag. Starkes Hecheln, flache Atmung, heiße Ohren, stark gerötete Schleimhäute aber auch Unruhe sind erste Anzeichen. Um dies zu vermeiden, wandern wir beispielsweise bei hochsommerlichen Temperaturen eher oberhalb der 2.500-Meter-Marke. Als Faustregel gilt: Alle 100 Höhenmeter bergauf sinkt die Temperatur um 0,65 Grad – das sind bei einem Höhenunterschied von 3000 Metern durchaus 20 Grad Celsius weniger! Außerdem finden sich auf diesen Höhen oftmals auch im Hochsommer Altschneefelder, die Wanderhund Lotte immer dankend als natürliche Klimaanlage annimmt. Zusätzlich empfiehlt sich an heißen Tagen, Touren mit ausreichend Wasserstellen auszusuchen und schattige, nordseitige Wege zu wählen. Außerdem – auch weil die Gewittergefahr an heißen Tagen steigt – bietet es sich an, früh aufzubrechen und während der Mittagshitze größere Anstrengungen zu vermeiden.
Ein Hitzschlag beim Hund lässt sich mit einem Thermometer verifizieren. Bei Körpertemperaturen von über 40 °C ist sofortiges Handeln nötig. Unbehandelt kann ein Hitzschlag zum völligen Kreislaufkollaps führen. Neben dem Aufsuchen eines Schattenplatzes – er lässt sich aus Wanderstöcken, Biwaksack oder anderen Utensilien zur Not künstlich schaffen – muss direkt mit der Kühlung des Hundes begonnen werden.
Allerdings ist eine zu schnelle Abkühlung gefährlich. In höheren Lagen mit Schnee: kein Eiswasser verwenden, das führt zur Engstellung der Gefäße und behindert die Abkühlung! Daher besser langsam mit nassen Tüchern an Pfoten, unter den Achseln und zwischen den Hinterläufen beginnen. Wer normal temperiertes Wasser in der Umgebung findet, kann den Hund auch schrittweise übergießen. Desinfektionsmittel auf den Unterseiten der Pfoten kühlt etwas stärker. Es kann auch – nach der Wasserkühlung – unter Achseln und zwischen Hinterläufen eingesetzt werden. Ziel ist, die Körpertemperatur innerhalb von 30 bis 60 Minuten auf 39,4 °C zu senken. Dann aktive Kühlung beenden, Wanderung abbrechen und unbedingt Tierarzt:ärztin aufsuchen.
Schlangenbisse
Aus eigener Erfahrung weiß ich, beim Wandern auf giftige Schlangen zu treffen, ist im gesamten Alpenraum nichts Ungewöhnliches. Die giftigen Aspis-Vipern kommen bis zu einer Höhe von 2500 Metern, die bekannteren Kreuzottern sogar bis 2700 Meter Höhe vor. Dennoch ist ein Schlangenbiss eher selten, denn es sind generell scheue Tiere, die in der Regel bei herannahenden Schritten schnell das Weite suchen. An kühlen Tagen finden wir sie allerdings häufig träge sonnenbadend direkt auf dem Weg liegend. Ein Schlangenbiss, bspw. wenn man auf die Schlange tritt, ist für den Menschen in der Regel unproblematisch. Beim Hund, der aufgrund seines geringen Gewichtes deutlich mehr Gift pro Kilo Körpergewicht abbekommt, sieht das anders aus. In der Regel wird der Hund entweder an den Pfoten oder im Bereich der Schnauze gebissen. Im Prinzip können wir ihn nur schützen, wenn wir ihn die ganze Zeit hinter uns laufen lassen oder an der kurzen Leine führen.
Grundsätzlich sind die kleinen Hunde im Nachteil, da sie im Verhältnis zur Körpermasse mehr Gift abbekommen, als große Hunde. Dennoch gilt: Teufel nicht an die Wand malen! Es geht nicht um Minuten. Der Hund sollte schnellstmöglich in der Tierarztpraxis vorgestellt werden – am besten innerhalb der ersten 8 Stunden. Darüber hinaus beruhigt Folgendes: Die meisten Hunde überleben auch giftige Schlangenbisse. Hat die Schlange zuvor gejagt, kann ein Schlangenbiss sogar giftfrei sein. Abwehrbisse enthalten in der Regel eher kleinere Mengen des Giftes.
Erste Hilfe nach Schlangenbiss:
- Ruhe bewahren, Stress für den Hund vermeiden
- Wenn möglich Aussehen der Schlange merken
- Auf Bissstellen kontrollieren: 2 Einstichstellen im Abstand von einem Zentimeter; Bereich schwillt stark an; weitere erste Symptome: Jammern, Lahmheit, Mattigkeit und Zittern
- Antihistaminika verabreichen
- Hund ruhig lagern, Bissstelle desinfizieren, evtl. kühlen
- Hund langsam ins Tal bringen; bei Pfotenbissen mit möglichst wenig Belastung auf der betroffenen Pfote; schwere Hunde mit starken Symptomen sind ggfls. ein Fall für die Bergrettung
- Hinweis: Ein Abbinden bspw. des Beines wird heute aufgrund der gewebeschädigenden Art des Giftes nicht mehr empfohlen. Jegliche Manipulation an der Bissstelle (Einritzen, Aussaugen o.ä.) ebenfalls unterlassen.
Bei vorhandenem Netz, kann auch einer der Giftnotrufe zur Risikoabschätzung und Beratung zum weiteren Vorgehen angerufen werden – die Dienste sind in der Regel 24 Stunden besetzt:
- Bayern: +49 89 19 240
- Österreich: +43 1 406 43 43
- Schweiz: +41 44 25 15 151
Jetzt seid ihr dran
Wie handhabt ihr das Thema Erste Hilfe beim Hund? In welche schwierigen Situationen seid ihr mit Hund am Berg schon gekommen? Alles darf in die Kommentare geschrieben werden.
2 Kommentare zu “Wandern: Mit Hund in die Berge – Teil 5 Erste Hilfe unterwegs”
Hallo Romy,
erst einmal vielen lieben Dank für Deine tollen Tips, Routen und vieles mehr. Mit meiner zweiten „neuen“ sehr jungen Hündin werde ich im Harz wandern üben und freue mich auf Deine Tourempfehlungen (wohne in Hannover)…die „Alte“ kann das schon und wird ihren Spaß haben.
Ich habe immer noch ein 3ecks-Tuch dabei, welches zur Not universell einsetzbar ist und auch noch als Tragetuch verwendet werden kann, falls ein Hund nicht mehr laufen kann.
Liebe Grüße
Michaela
Hey Michaela,
ich freue mich, wenn du hier gute Tipps findest!
Das Dreieckstuch ist eine gute Option. Für mich ist das jedoch überflüssig, da Lotte ja immer ein vernünftiges Bergsteigergeschirr umhatte.
Liebe Grüße & viel Spaß
Romy