4 Tage Hüttentour am Matterhorn
Das Matterhorn gehört zu den Sehnsuchtszielen schlechthin. Aber es wird auch touristisch stark vermarktet. Dennoch gibt es stille Pfade abseits der Touristenmassen. Diese traumhafte Hüttentour am Matterhorn führt hoch über Zermatt genau dort entlang.
Ohne Frage gehört das Matterhorn zu den faszinierendsten Bergen der Alpen. Das Schweizer Wahrzeichen ist eine imposante, alles dominierende und schroffe Erscheinung und hat tatsächlich so etwas wie eine magische Anziehungskraft. Aber wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Im Falle des Matterhorns ist es die unglaubliche Vermarktung. Die weltbekannte Bergspitze schmückt nicht nur die Verpackung der 1908 kreierten Toblerone, sondern auch Schnäpse, Biere, Zigaretten oder Kosmetikartikel – manch ein Produkt wird gar in Flaschen in Form des Matterhorns vertrieben. Aber das bekommen wir beim Wandern meist nicht mit. Weniger einfach ignorieren lässt sich allerdings das ewige Knattern der Helikopter, die Touristenscharen an den Berg fliegen. Ebenso die vielen Menschen, die von Zermatt aus mit Gondeln in Richtung Matterhorn schweben. Aber es gibt sie auch hier, die stillen Wege. Diese 4-tägige Hüttentour führt auf der einzigen unverbauten Seite durch die Zermatter Berge, garantiert Stille und sensationelle Blicke auf Monte Rosa Massiv und Matterhorn.
Naheliegend ist, dass ein solcher Berg wie das Matterhorn kaum mit einem Namen auskommen kann. „Horu“ wird es liebevoll in Walliserdeutsch genannt, „Monte Cervino“ hält die italienische Seite bereit. Egal, wie wir die formschöne Toblerone nun nennen, unstrittig ist, dass sie zu den absoluten Sehnsuchtszielen gehört. Für Wandernde ist ihre Besteigung jedoch eine Nummer zu groß. Immerhin sterben an keinem Berg der Welt so viele Menschen – seit der Erstbesteigung sind es 600 Todesfälle. Aber es muss eben nicht unbedingt ein Gipfelerfolg sein, um in den Genuss der Strahlkraft des Berges zu kommen. Wer sich dann noch an schönen Panoramawegen, faszinierenden Berglandschaften und der Gastfreundschaft der Walliser:innen erfreut, den wird diese Hüttentour begeistern.
Inhalt
1. Anforderungen
2. Mit Hund auf Hüttentour
3. Hüttentour am Matterhorn – die Route
4. Hinweise und Planungshilfen
5. Übernachtung
Anforderungen
Schön an dieser Hüttentour ist: sie ist für nahezu jeden geeignet. Die Wanderung erfolgt auf gut angelegten Steigen und Wegen, die konditionell nicht allzu sehr herausfordern und auch keinerlei Kraxeleinlagen verlangen. Wer bisher nur wenig alpine Erfahrung sammeln konnte, lässt die Tagesetappe zum Mettelhorn/Platthorn weg, die ist etwas für Erfahrene. Dann braucht man nur noch eine gute Portion Schwindelfreiheit, denn die schmalen Wege verlaufen teilweise direkt am Hang.
Diese Hüttentour kann in der Länge flexibel gestaltet werden. Wer 4 Tage Zeit hat, bleibt 2 Nächte im Berggasthaus Trift und macht von hier aus eine schöne Tagestour zum Platt- und/oder Mettelhorn. Für den Einstieg ins Hüttenwandern lässt man diese Etappe besser weg oder beschränkt sich auf das Platthorn. Nur 2 Tage braucht man, wenn man die letzte Etappe streicht und direkt vom Schwarzsee mit der Gondel hinab nach Zermatt schwebt.
Mit Hund auf Hüttentour
Beide Übernachtungsoptionen erlauben die Mitnahme des Hundes, so dass unser bester Freund auf jeden Fall mit kann. Ansonsten ist die Tour für unseren felligen Freund ohne besondere Herausforderungen. Am 2. Tag gibt es eine lange Gitterrostpassage, am 3. eine Gitterrostbrücke. Entweder trägt man dann seinen Hund darüber hinweg oder legt Pfotenschuhe an. Darüber hinaus wird der Hund vermutlich ebenfalls an dieser Tour seine Freude haben. Almvieh oder Hütehunden bin ich bei unserer Wanderung nicht begegnet.
Für mich persönlich war es die letzte, wirklich unbeschwerte Hüttentour mit Lotte. Diese Matterhorn Tour wird daher immer etwas ganz besonderes für mich sein. Bei dem späteren Trekking wirkte Lotte rückblickend schon etwas angestrengt. Aber auf dieser Hüttentour stiefelte meine 13-jährige Senioren-Dame jeden Morgen bestens gelaunt und voller Tatendrang los. Ich erinnere mich gut, wie sie die extrem steilen Höhenmeter zum Hörnligrat am 3. Tag in einem atemberaubenden Tempo absolvierte, während ich schnaufend hinterherschlurfte. Zudem war ich mit ihr allein unterwegs, so dass diese Tour als Hund-Mensch-Team sehr intensiv war.
Hüttentour am Matterhorn – die Route
Grundsätzlich ist unser Routenverlauf ähnlich dem Matterhorn Trek. Dieser ausgewiesene Höhenweg jedoch ist mit Hund nicht möglich, da er Übernachtungen in Berghütten vorsieht, die die Mitnahme eines Hundes nicht erlauben.
Etappenübersicht
Ausgangspunkt | Endpunkt | Strecke | Aufstieg | Abstieg | Dauer | |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Zermatt | Berggasthaus Trift | 5.3 km | 700m | 10m | 1:45 |
2 | Mettelhorn/Platthorn | 10.3km | 1140m | 1140m | 4:15 | |
3 | Berggasthaus Trift | Schwarzsee | 15.7km | 1170m | 930m | 5:30 |
4 | Schwarzsee | Zermatt | 7.4km | 520m | 170m | 2:15 |
Hinweis: Es handelt sich um die tatsächlichen Gehzeiten. Wir waren zu diesem Zeitpunkt der Tour sehr gut in Form und auch schon ausgesprochen gut akklimatisiert. Die meisten werden deutlich länger brauchen, daher bei der Tourenplanung am besten zwischen 25-30 Prozent der Zeit draufschlagen.
Karte & Höhenprofil
Download: GPX Hüttentour am Matterhorn
Etappe 1: von Zermatt zum Berggasthaus Trift
Wenn man ins Mattertal nach Zermatt (1) fährt, befindet sich unsere Aufstiegsroute rechts von uns. Es ist die einzige Seite, die nicht mit Seilbahnen zugebaut und tatsächlich so etwas wie die letzte Wildnis im Mattertal ist. Vom Mattertal aus wandern wir auf guten Wanderwegen und passieren alte wallisische Almen, die gebaut aus dicken Holzplanken und Steinschichtdächern mit ihren hölzernen Stelzenbau auf alten Steinplatten balancieren. Dahinter erkennen wir am Horizont das Klein Matterhorn. Abwechselnd durch Wald und Freifläche steigen wir unsere Höhenmeter hinauf zum Gasthaus Edelweiß (2).
Nun wird es rasch aussichtsreich und wirklich wunderschön. Wir machen bei unserem weiteren Aufstieg Bekanntschaft mit dem Triftbach, der sich hin und wieder mit herabfallenden Kaskaden auch etwas wilder zeigt. An seinem Verlauf orientieren wir uns und lassen den Wald schließlich zurück. Am Talschluss thronen Wellenkuppe und Obergabelhorn. Wenn wir zurückblicken, sehen wir Zermatt von oben, dahinter das Monte-Rosa-Massiv mit seinen weißen Gletscherbergen, mittendrin die Dufourspitze, der höchste Berg der Schweiz. Ein Postkartenmotiv, das am Abend bei untergehender Sonne immer wieder seine Farben ändert. Um das zu genießen, ist das Berggasthaus Trift (3) eine super Aussichtsloge.
Etappe 2: Tagestour zum Mettelhorn und/oder Platthorn
Es gibt zwei Gründe, die für diese Tagestour sprechen: Das Mettelhorn und Platthorn sind einerseits zwei herrliche, wanderbare 3000er, die einen perfekten Blick auf das Matterhorn ermöglichen. Andererseits dürfen wir so eine zweite Nacht in einer der besten Berghütten, dem Hotel du Trift, verbringen. Um das Mettelhorn auf 3406 m zu besteigen, braucht es alpine Erfahrung, Kondition und solide Trittsicherheit. Der Weg hinauf ist hochalpin, aber nur wenig ausgesetzt. Ein paar hundert Meter müssen auf dem Gletscher zurückgelegt werden, meist sind Grödel ausreichend. Tipp: Aktuelle Bedingungen im Berggasthaus Trift erfragen!
Ebenso wie das Mettelhorn ist auch das Platthorn mit 3345 m einer der seltenen einfachen 3000er, der eine solche Höhe erreicht. Wer es ohne Mettelhorn besteigen will, spart sich die Gletscherquerung. Damit ist der Weg deutlich einfacher, wenn auch steil und zuweilen auch steinig und rutschig. Aber wie das Mettelhorn ist es ein lohnenswerter Aussichtsgipfel.
Ich habe die Routen zu beiden Gipfel im Gipfelbuch Mettelhorn 3406m / Platthorn 3345m ausführlich beschrieben.
Etappe 3: vom Berggasthaus Trift zum Schwarzsee
Als wir morgens vom Berggasthaus Trift (1) aufbrechen, grast in der Nähe ein Steinbock und Gämsen springen davon. Die Sonne scheint, es wird ein stabiler Tag. Sozusagen beste Voraussetzungen für die Königsetappe dieser Tour. Erst mal geht es nur hinauf und nach etwa einer Stunde, wenn der Weg einen Rechtsbogen macht, dürfen wir einen besonderen Moment genießen. Der Zipfel des Matterhorns taucht am Bergkamm auf und nur wenige Meter später haben wir einen phänomenalen Blick auf den promintenten Berg. Diese Aussicht wird uns heute lange begleiten. Wundervoll.
Der sich nun anschließende Panoramaweg, der nur noch leicht bergauf und -ab führt, bringt uns vorbei an den Höhbalmen (2). Links von uns stehen Aug in Aug die großen Schweizer Gletscherberge des Monte Rosa Massivs mit der Dufourspitze zum Greifen nah. Das Matterhorn thront vor uns: wuchtig, dominant, wunderschön. Und alles für uns ganz allein! Je weiter wir vorankommen, desto gewaltiger erscheint das Matterhorn und auch unsere Perspektive darauf ändert sich. Anfangs blicken wir noch auf die Ostwand und nach einigen Stunden stehen wir vor der eindrücklichen Nordwand.
Dem Matterhorn so nah zu sein, ist was besonderes und die Aussichten auf die Berge sind ausgesprochen abwechslungsreich. Aber irgendwann müssen wir von dem herrlichen Panoramaweg absteigen. Wir wandern bis zum Zmuttbach und anschließend auf kleinen Sträßchen wieder hinauf. Ab der Stafelalp (3) folgt ein kurzer zäher Abschnitt, bis wir nach rechts auf einen kleinen, steinigen Pfad abbiegen. Er bringt uns hinauf zu einem weiteren Fahrweg.
Hier haben wir zwei Möglichkeiten. Entweder schlagen wir den Fahrweg links ein und gelangen so ohne weitere nennenswerte Höhenmeter bequem zum Schwarzsee (4) mit seiner Kapelle „Maria zum Schnee“. Oder wir setzen unseren Aufstieg in Richtung Matterhorn fort. Der Weg ist ziemlich steil und es müssen weitere 400 Höhenmeter überwunden werden, aber der Anblick des Matterhorns und Monte-Rosa-Massivs sind am Bergkamm fantastisch. Und wer noch etwas mehr Kraft hat, kann weitere 200 Höhenmeter zur Hörnlihütte – dem Startpunkt der Matterhorn-Anwärter:innen – aufsteigen und das besondere Flair dort kennenlernen.
Etappe 4: vom Schwarzsee nach Zermatt
Ich will ehrlich sein, schöner als den Tag zuvor wird es auf dieser Schlussetappe nicht mehr. Die Route führt auch durch Skigebiete, was nicht unbedingt nach unserem Geschmack ist. Wer das ausblenden kann, wird an der Gletscher-Route am Fuße des „ewigen Eises“ dennoch seine Freude haben, vor allem die, die bisher wenig Kontakt mit hochalpinem Gelände hatten. Für sie ist die Gletscherlandschaft ziemlich beeindruckend. Und sie ist etwas für Fotograf:innen! Die unzähligen kleinen Gletscherseen bieten bei gutem Wetter hervorragende Fotomotive in Sachen Spiegelungen.
Vom Schwarzsee (1) steigen wir zunächst auf dem Weg Richtung Hörnlihütte bis zu einer Liftstation auf. Hier geht es auf dem gut markierten Weg wieder ein Stück hinab, dann queren wir den Gletscherfluss und steigen in moderater Steigung über steinige Stufen hinauf in die Welt der Seen und Gletscher. Das Matterhorn mit seiner Ostwand haben wir im Rücken, so dass es sich lohnt, immer mal wieder einen Blick zurückzuwerfen. Zahlreiche kleine und größere Gletscherseen wie der Furggsee und der Theodulgletschersee durchbrechen die vielen Felsen und Gesteinsbrocken. Rechter Hand sind Furgg- und Theodulgletscher zu sehen.
Die skitouristische Nutzung ist spätestens am Trockenen Steg (2), ein Seilbahnumschlagspunkt, nicht mehr zu übersehen. Von hier schweben wir daher besser über den Schwarzsee hinab nach Zermatt (3).
Hinweise und Planungshilfen
Zermatt als Ausgangs- und Endpunkt dieser Hüttentour ist autofrei und nur mit der Bahn erreichbar. Autofahrer:innen parken z.B. in Täsch oder weiter außerhalb des Tals und steigen dann auf die Matterhorn-Gotthard-Bahn um.
Orientierung
Einen Wanderführer zur Tour haben wir nicht dabeigehabt. Bei den Karten habe ich mich für die Zermatt – Saas-Fee Nr. 49 Wanderkarte 1:40 000 entschieden, die uns gute Dienste erwiesen hat. Grundsätzlich gilt für die ganze Tour: Die Markierungen zwischen den Wegpunkten (im Text und mit Zahl in Klammern) sind eine gute Orientierungshilfe und auch beschildert.
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Ich habe die Etappen dieser Hüttentour am Matterhorn mit Komoot aufgezeichnet. Dort kannst du dir nicht nur weitere Bilder anschauen und meine Tagesberichte lesen, sondern dir die Collection abspeichern. Du siehst dort, in welchen Hütten wir geschlafen haben und kannst die Tour einfach mit den Tracks nachlaufen.
Zur komoot-Collection
Übernachtung
Das letzte Bonbon für diese Hüttentour am Matterhorn sind tatsächlich die Übernachtungen – zumindest dann, wenn man nicht auf volle Schlafsäle steht. Sowohl im Berggasthaus Trift, wo wir nach diesem Plan ja zwei Nächte übernachten, als auch im Hotel Schwarzsee darf man komfortabel im Doppelzimmer nächtigen. Mit Hund gibt es ohnehin keine andere Option.
Berggasthaus Trift
Geöffnet von Ende Juni-Ende September
Tel.: +41 79 408 70 20
hugo.biner@bluewin.ch
www.zermatt.net/trift
Hund im Zimmer nach Voranmeldung erlaubt
Hotel Schwarzsee
Geöffnet von Anfang Juli-Ende September
Tel.: +41 27 967 22 63
info@schwarzsee-zermatt.ch
www.schwarzsee-zermatt.ch
Hund nach Voranmeldung im Zimmer erlaubt
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2 Kommentare zu “4 Tage Hüttentour am Matterhorn”
Guten Morgen. Ich bin über dein Bericht 4 Tage Matterhorn gestolpert . Da wir auch immer mit unseren Hunden unterwegs sind ,ist es für uns Interessant zu lesen was du schreibst . Vielleicht könntest du mir aber nur mal kurz erklären ,wie du das mit dem Hund gemacht hast als du auf das Mettelhorn oder Platthorn gestiegen bist . Weil dort hin kann man ja anscheinend kein Hund mitnehmen. Vg Thomas …
Hallo Romy,
Vielen Dank für deinen super Beitrag zu dieser Wanderung.
Eine Frage hätte ich dazu:
Wäre es deiner Meinung nach auch möglich gewesen statt der Übernachtung im Hotel Schwarzsee an diesem Tag der Tour irgendwo zu zelten?
Ganz liebe Grüße
Sandrina