Solo unterwegs – Sicherheit beim Wandern in den Bergen
Die Absicht ganz allein auf eine größere Wanderung oder auch eine schwere Bergtour zu gehen, löst bei vielen reflexartig die Frage aus, ob das nicht gefährlich sei. Und ja, ist es schon irgendwie. Zumindest ein kleines bisschen. Aber mit ein paar Regeln und Tipps kann man sich weitestgehend vor den Gefahren schützen und das Risiko minimieren. Denn das Alleine-unterwegs-sein ist auch unfassbar schön.
[Dieser Artikel enthält Werbung für Zoleo]
Wer wie ich viel Zeit allein wandernd unterwegs ist, kommt recht schnell zu der Erkenntnis, dass allein nicht gleichbedeutend mit einsam ist – auch wenn uns manchmal der gesellschaftliche Makel von außen so angeheftet wird. Mitnichten ist es nämlich so, dass man niemanden gefunden hätte, der einen begleitet. Vielmehr ist allein mit sich selbst unterwegs zu sein, eine riesige Bereicherung und ein sehr großes JA zu sich selbst. Das heißt nämlich, dass man sich selbst genug ist. Das da ganz viel in einem ist, was man mag. Das man fähig ist, die Resonanz im Inneren auszuhalten. Die meisten haben das im hektischen Alltagstrubel verlernt, kennen eigentlich nur den Zustand, dass Verpflichtungen an einem zerren. Oder sie suchen sich selbst ständig neue Aufgaben, um nicht zur Ruhe zu kommen. Parallel dazu schießen die Angebote für Meditations-Workshops, Yoga-Retreats und Achtsamkeitskurse wie Pilze aus dem Boden. Ich persönlich gehe lieber alleine wandern, gern auch mal länger.
Alleine in der der Natur unterwegs zu sein, hilft mir nicht nur mich nicht aus den Augen zu verlieren, sondern befreit und ist völlig kompromisslos. Wenn mir der Sinn danach steht, Pause zu machen, dann mache ich eine. Ich finde vor allem in den Bergen ganz schnell meinen eigenen Rhythmus, dass kann schon fast etwas Meditatives haben. Und wenn ich Lust habe, meine Grenze zu verschieben oder zu testen, dann mache ich eine herausfordernde Bergtour und kann danach stolz sein, es ganz allein geschafft zu haben.
Sicherheitsbedenken sind normal und wichtig
Und was, wenn doch mal etwas passiert? Na klar, die Regel, dass man nicht allein am Berg unterwegs sein sollte, kenne ich auch. Vieles ist zu zweit oder in der Gruppe sicherer: Autofahren, auf eine Leiter steigen oder U-Bahn fahren. Wandern auch. Wenn man aber ein paar Regeln einhält und sich moderner Technik gegenüber nicht verschließt, finde ich das Risiko tatsächlich überschaubar. Mich beschleicht oft der Eindruck, dass Sicherheitsbedenken vorgeschoben sind und vielmehr die Angst dahinter steckt, es nicht mit sich selbst auszuhalten.
Aber nicht falsch verstehen. Sich um seine Sicherheit zu sorgen, ist natürlich gut und wichtig. Auch ich wähle, wenn ich allein unterwegs bin, meist Touren aus, die ein klein wenig unter meinem Können liegen. Wichtig ist letztendlich der Umgang mit seinen Bedenken. Sie sich anzuschauen und zu überlegen, wie man etwas sicherer gestalten kann, ist das A und O. Wir wollen ja nicht als kopflose Kamikaze-Wanderer die Bergrettung rufen müssen.
Und wenn doch was passiert?
Viele Jahre war ich in den Bergen ohne doppelten Boden unterwegs. Ich hatte zwar ein paar Maßnahmen ergriffen, aber so richtig gut fühlte es sich hin und wieder nicht an. Zumal ich auch in die ein oder andere brenzlige Situation am Berg gekommen war und es kam wie es kommen musste: Genau dann hast du kein Netz. Es ging gut, aber es blieb dieses schale Gefühl zurück, dass es anders sein sollte. Seit diesem Jahr habe ich nun den kleinen Satellitenkommunikator Zoleo dabei. Das hat mein Sicherheitsgefühl tatsächlich stark verbessert.
Rückblick „Keinen Millimeter weiter“
Es ist schon ein paar Jahre her, als ich 8 Wochen auf dem Sentiero della Pace unterwegs war. Eine Gerölllawine hatte auf einem anspruchsvollen Teilstück eine steile Eisenleiter weggerissen, was ich aber nicht wusste. Also versuchte ich den für mich offensichtlichen Weg durch die Geröllrinne nach oben zu kraxeln. Es war schwer, mit viel Kletterei verbunden, aber etwa 20 Höhenmeter vor der rettenden Scharte kam ich nicht weiter. Aber auch nicht zurück. Ich hing fest. Ich starrte ewig auf mein Handy, das aber kein Netz fand. Irgendwann fasste ich all meinen Mut zusammen und ließ mich wieder hinab. Es ging gut. Aber was wäre eigentlich gewesen, wenn nicht? Das Zoleo ermöglicht Kommunikation via verschiedener Satellitensysteme, so dass ich heute einen Notruf mit genauer Standortübermittlung absetzen kann, falls ich in solch einer Situation kein Mobilfunknetz hätte.
Rückblick „Tagelang Funkstille“
Kontakt zu Zuhausegebliebenen zu halten, ist eine wichtige Absicherung, wenn man allein unterwegs ist. Bei einem Trekking im Adamello war die Absprache, dass ich mich mindestens einmal täglich melde und einen Standort durchgebe. Dann aber hatte ich tagelang kein Netz. Das setzte nicht nur mich, sondern auch das Zuhause unter Druck. Ich fand schließlich einen Hirten, der mir kurz einen Hotspot gab und konnte die erlösende Nachricht schreiben. Mit dem Zoleo habe ich nun gleich zwei Lösungen: Ich kann einerseits auch ohne Handyempfang Nachrichten über das Satellitennetz empfangen und versenden und ich kann eine automatische Standortübermittlung einstellen. Dann wird einmal in der Stunde mein Standort an meine Sicherheitskontakte übermittelt. Die wissen immer wo ich mich befinde und könnten – wenn sich der Standort nicht ändert – Hilfe rufen.
Notrufe absetzen, Nachrichten verschicken und empfangen und die Standortübermittlung sind die wichtigsten Vorteile für mich. Aber auch das Checken des Wetterberichtes ohne Handyempfang ist neben der extrem lange Akkulaufzeit (ca. 200 Stunden), des kompakten und leichten Designs schön zu haben. Weitere Infos über Zoleo gibt es hier: Zoleo
Allein unterwegs – die wichtigsten Tipps
Es gibt viele – vor allem mentale – Hürden, die so manche/manchen davon abhalten, allein auf Tour zu gehen. Ich persönlich finde, dass es oft auch gar nicht man selbst ist, sondern man von außen verunsichert wird. Das können gut gemeinte Tipps, ängstliche Fragen oder Sorgen sein, die wir ungefragt übergestülpt bekommen. Mach dir bewusst, dass das oft viel mehr über den Absender, als über dich sagt, denn viele Menschen projizieren ihre eigenen Ängste auf andere. Damit du dich aber ein bisschen sicherer vor deiner ersten Tour fühlen kannst, habe ich dir hier ein paar Tipps zusammengestellt, die helfen, deine erste Solo-Tour zu verwirklichen.
Tipp 1: Einen Schritt nach dem anderen
Wer allein wandern gehen will, sollte sie klar darüber sein, was er gut kann und was nicht. Wenn man Angst davor hat, bei einer Halbtagestour den richtigen Weg zu finden, ist eine mehrwöchige Trekkingtour mit Zelt sicher nicht das Richtige. Schließlich soll das alles ja auch Spaß machen. An eine große Tour tastet man sich am besten langsam ran. Die richtige Ausrüstung zu finden, kann so einige Zeit in Anspruch nehmen. Und bei der Vorbereitung muss man ja auch nicht alles allein machen. Nimm eine Begleitung mit, wenn du ausprobieren willst, ob du mit der Navigations-App klar kommst und den Weg findest. Passe Streckenlänge, Schwierigkeit des Weges und Gelände deinem tatsächlichen Leistungsstand an. Kurzum: Überschätze dich nicht und lerne dich durch Testtouren richtig einzuschätzen.
Tipp 2: Plane sorgfältig und informiere dich
Eine längere oder schwierige Bergtour will gut geplant sein. Da helfen Wanderführer und Internetrecherche schon mal weiter. Wichtig ist aber auch – vor allem wenn du dir nicht sicher bist, ob es nicht doch etwas zu anspruchsvoll für dich ist – sich Ausstiegspunkte oder alternative Routen mindestens anzuschauen. Wo könntest du ggfl. eine Seilbahn nehmen? Wo könntest du ins Tal absteigen? Welche Etappe ließe sich teilen, falls die Kraft nicht reicht oder ein Wetterumschwung kommt? Ich bin mittlerweile dazu übergegangen eher ein bisschen kürzere Touren zu planen und mir rauszusuchen, welcher Gipfelabstecher sich noch anbietet, wenn ich unterwegs feststelle, dass mir die Strecke nicht reicht. Einfach mal den Spieß umdrehen und defensiv planen mit Optionen auf mehr.
Jede noch so gute Planung muss allerdings den Praxistest bestehen. Nur unterwegs kann man sicher wissen, ob die Tour schaffbar ist. Ein Tourabbruch ist keine Schande! Jeden Tag, bevor wir eine Tour oder Wanderung starten, ist aufs Neue eine sorgfältige Risikoabwägung nötig. Dazu sollten immer die subjektiven Gefahren, also bspw. unsere Tagesform, sowie die objektiven Gefahren, wie bspw. ein bevorstehender Wetterumschwung betrachten werden. Wer übermüdet ist, weil die Tour vom Vortag zu anstrengend war und dazu noch ein Gewitter am Nachmittag droht – sollte vielleicht seine Tour anpassen.
Tipp 3: Stelle sicher, dass jemand weiß wo du bist
Egal wo du unterwegs bist, vor allem aber in den Bergen, sollte jemand wissen wo du unterwegs bist. Entweder reist einer der Daheimgebliebenen mit dem Finger auf der Landkarte mit, du übermittelst deinen Standort mit einem Satellitenkommunikator oder du teilst dem Hüttenwirt mit, wo du hingehst. Oder alles zusammen. Gerade letzteres ist ohnehin sinnvoll, da du so auch aktuelle Wegbeschaffenheit und Schwierigkeitsgrad noch einmal gegenchecken kannst. Kennst du die Hüttenbücher? Jeder Besucher einer Hütte mit Hüttenbuch kann dort seinen Namen, die begangene Route und sein Ziel eintragen. So haben andere einen Anhaltspunkt, wo sie dich suchen müssen, wenn du verloren gehst. Einer der wichtigsten Punkte!
Tipp 4: Habe einen Plan für den Notfall
Der vorherige Tipp ist zugleich Teil dieses Tipps. Spiele einmal durch, was passiert, wenn du nicht an deinem Ziel ankommst, dir den Fuß umknickst und nicht weiter gehen kannst. Das soll dir keine Angst machen, aber sich dies vorzustellen, hilft dir die kleinen Sicherheitslecks zu finden. Ist dein Handy aufgeladen? Hast du eine Powerbank dabei? Weißt du wo du dich bei einem Wetterumschwung unterstellen kannst? Möchtest du einen Satellitenkommunikator dabei haben? Beschäftige dich mit dem Worst-Case-Szenario und du wirst besser gewappnet sein.
Tipp 5: Finde dein Bauchgefühl und respektiere es
Auch wenn es ein bisschen spirituell klingt, aber oftmals hat unser Bauchgefühl recht. Wenn sich irgendetwas nicht ganz so gut anfühlt und du ein komischen Gefühl bei einer Tour hast: Lass es bleiben! Es ist ein sicheres Zeichen dafür, dass heute nicht der richtige Tag dafür ist.
Tipp 6: Keine Torschuss-Panik
Wer sich mit einem kleinen – oder großen – Rucksack in die Wildnis begibt, der setzt sich auch dem Risiko aus, dass etwas nicht so klappt wie gedacht. Ein Weg ist weggebrochen? Plötzlich zieht Nebel auf? Ein Gewitter überrascht dich? Klar, du kannst vor allem bei letzterem nicht ewig mit einer Entscheidung ringen. Aber kurz Luft holen, sich sammeln, alle Optionen durchspielen, das ist in der Regel schon drin. Mache nichts aus Panik. Gib dir einen Moment, um einen kühlen Kopf zu bekommen.
Tipp 7: Lerne mit jeder Tour
Es ist bei deiner Tour alles prima gelaufen? Gratuliere, dann hast du sicher einige der voranstehenden Tipps befolgt. Aber auch wenn nicht alles so gelaufen ist, wie gedacht, kannst du etwas mitnehmen. Bergwandern, Fernwandern und Trekkings sind wie viele andere Dinge im Leben reine Übungssache. Routenplanung, Orientierung und das richtige Gespür für Wege und Gelände sind kein Hexenwerk. Mit jeder Wanderung verbesserst du nicht nur Kondition und Trittsicherheit sondern auch alles andere. Ein kurzer Rückblick auf die Tour mit der Überlegung, was man besser machen könnte, ist ein guter Rat.
Tipp 8: Das solltest du dabei haben
Ich finde ja nach wie vor, dass eine gelungene Solo-Tour vor allem im Kopf entschieden wird. Die beste Ausrüstung schafft keine Wanderung, wenn du nicht auch eine gewisse mentale Stärke mitbringst. Neben der richtigen Grundausrüstung solltest du aber diese Dinge für deine Sicherheit mit dabeihaben: Erste-Hilfe-Set; Telefon und Powerbank; Biwaksack; Regenkleidung; Notration Essen; Kopfbedeckung, ggfls. Grödel und Wanderstücke, Stirnlampe und Satellitengerät.
Tipp 9: Hab Spaß…
…am besten ganz viel davon. Mach dir keine Liste mit wichtigen Lebensfragen, die du unbedingt klären willst. Es kommt was kommt. Und alleine Wandern ist die beste Chance, einfach mal seinen Gedanken freien Lauf lassen zu können.